Niederlande nach Slapstick-Eigentor im Nations-League-Finale
Mit viel Kampfgeist und etwas Glück zur rechten Zeit haben die Niederlande das Premieren-Finale der Nations League erreicht. Der Europameister von 1988 besiegte eine ersatzgeschwächte englische Mannschaft im spannenden zweiten Halbfinale auch dank eines kuriosen Eigentors mit 3:1 (1:1, 0:1) nach Verlängerung. Holland spielt damit am Sonntag (20.45 Uhr/ZDF) in Porto gegen Portugal um eine Zehn-Millionen-Euro-Prämie und den neuen Großpokal aus Sterlingsilber.
Der vorentscheidende Treffer in der 97. Minute hatte mehr als nur einen Hauch von Slapstick. Englands Verteidiger John Stones vertändelte den Ball am Strafraum, anschließend schoss Quincy Promes im Grätschen versehentlich seinen Gegenspieler Kyle Walker an. Von Walkers Schienbein flog der Ball über Torhüter Jordan Pickford hinweg unhaltbar ins Netz. Marcus Rashford hatte England mit einem Foulelfmeter in Führung (32.) geschossen, Matthijs de Ligt (73.) ausgeglichen. Promes (114.) setzte schließlich den Schlusspunkt zum 3:1.
Superstar Cristiano Ronaldo hatte bereits am Mittwoch die Portugiesen mit drei Toren zum 3:1 gegen die Schweiz geführt, die gegen Oranje um den dritten Platz spielt. Eine automatische Qualifikation für die EM 2020 ist mit dem Sieg im neuen UEFA-Wettbewerb nicht verbunden.
Das große Wiedersehen nach dem Champions-League-Finale fünf Tage zuvor fiel am Donnerstag im Estadio Dom Afonso Henriques von Guimaraes aus. "Es ist keine EM, es ist auch keine WM", hatte Bondscoach Ronald Koeman zwar gesagt, er stellte Kapitän Virgil van Dijk und Georginio Wijnaldum vom FC Liverpool nach wilden Siegespartys aber doch in die Startelf.
Englands Trainer Gareth Southgate hielt es gegensätzlich. Vorab schwärmte er davon, "jede Sekunde des Wettbewerbs zu genießen", er wolle "Titel gewinnen" - dann aber schonte er alle seine sieben Endspielteilnehmer, darunter Tottenhams Topstar Harry Kane, der zur Halbzeit für Rashford eingewechselt wurde, Dele Alli und Liverpool-Kapitän Jordan Henderson. Jadon Sancho von Borussia Dortmund begann links auf dem Flügel, er nutzte seine Schnelligkeit für viele Läufe in die Tiefe.
Die englische Mannschaft hatte Probleme mit dem Spielaufbau. Fehlpässe führten zu Ballbesitz für die Niederländer in besten Positionen, was aber besonders Memphis Depay (12./54.) nicht zu nutzen verstand. Defensiv stand England sehr kompakt - Holland, deutscher Gegner in der EM-Qualifikation, fand trotz des guten Strippenziehers Frenkie de Jong dagegen lang kein Mittel.
Spielniveau und Unterhaltungswert waren überschaubar, bis der junge Innenverteidiger de Ligt im Strafraum unnötig Rashford foulte. Der Stürmer von Manchester United verwandelte sicher selbst.
Die zweite Hälfte wurde intensiv und giftiger geführt. Sancho verpasste bei einer herausragenden Kopfball-Chance das vermeintlich sichere 2:0 (53.). Die Niederländer hielten forsch dagegen und drehten das Spiel verdient.
(B.Izyumov--DTZ)