Grindel-Rücktritt für Lahm alternativlos
Der langjährige Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm hält den Rücktritt von Reinhard Grindel als DFB-Präsident Anfang April rückblickend betrachtet für unvermeidbar. Grindel habe sich vom ersten Tag an ausgerechnet die Themen Transparenz und Sauberkeit auf die Fahnen geheftet.
"Als gelernter Politiker muss er wissen, dass er unter diesen Umständen überkorrekt und in jeder Phase unangreifbar agieren muss. Es gab zu seinem Rücktritt als DFB-Präsident keine Alternative", sagte Lahm der Sport Bild. Persönlich tue es ihm leid, dass Grindels Präsidentschaft so geendet habe.
Grindel hatte seinen Abgang mit der Annahme einer Luxusuhr von einem ukrainischen Funktionär begründet. Außerdem hatten Berichte über ein vermeintlich verschleiertes Zusatzeinkommen beim DFB in Höhe von 78.000 Euro den Druck auf den ehemaligen DFB-Schatzmeister stark erhöht.
2014er-Weltmeister Lahm, der die Organisation der EM 2024 federführend begleitet, war als möglicher Nachfolger Grindels gehandelt worden. Lahm winkte aber erneut ab. "Es geht mir nicht um Posten – darüber denke ich nicht nach", sagte er.
Bei der Planung des Heim-Turniers setzt Lahm auf "maximale Transparenz". Man wolle den Beweis antreten, "dass eine Großveranstaltung über die Bühne gehen kann, ohne dass irgendwelche Deals im Hinterzimmer ausgehandelt werden", sagte Lahm: "Wir wollen einen Wandel einleiten, der Vorbildcharakter hat: zu mehr Offenheit, Klarheit und Fairness."
Die EURO 2024 sei eine einmalige Chance für atmosphärische und gesellschaftliche Veränderung in Deutschland. "Die müssen wir nutzen. Was wir jetzt tun, muss sitzen", sagte Lahm.
Mit einem möglichen Engagement bei Rekordmeister Bayern München nach dem Turnier will sich Lahm derzeit nicht befassen. "Ich will nicht ausschließen, dass sich da eines Tages wieder eine Zusammenarbeit ergibt. Aber ich bin immer gut damit gefahren, über Entscheidungen nachzudenken, wenn ich sie durch mein Ja oder Nein direkt beeinflussen kann. Das ist in dieser Frage derzeit definitiv nicht der Fall, und wir alle wissen, wie anders die Welt in fünf Jahren ausschauen kann", sagte der 35-Jährige.
(M.Travkina--DTZ)