Schult beklagt mangelndes DFB-Engagement im Frauenfußball
Nationaltorhüterin Almuth Schult sieht den Deutschen Fußball-Bund (DFB) angesichts des europaweiten Frauenfußball-Booms auf dem falschen Weg. "Wir hoffen, dass der DFB den Frauenfußball weiter nach vorne bringt. Aber die Signale, die ich momentan wahrnehme, deuten leider in eine andere Richtung", sagte die 28-Jährige im Interview mit der FAZ.
Das mache sich auch finanziell bemerkbar. "Wir sind dankbar dafür, wie sich die Prämien der Frauen-Nationalmannschaft bei den Turnieren entwickeln", sagte die Wolfsburgerin, doch bei den nicht öffentlich kommunizierten Prämien gehe die Entwicklung in die andere Richtung.
"Maßnahmen und Länderspiele werden von Geld aus einem Topf gefördert, der sich wirtschaftliche Beteiligung nennt", so die Olympiasiegerin: "Dieser wurde deutlich reduziert. Das ist etwas schade in Zeiten, in denen man das Gefühl hat, dass sich etwas bewegt."
Noch immer nehme sie verbandsinterne Geringschätzung wahr. Die Spielerinnen bekämen seit der Umstrukturierung mit, "wie im DFB in frauenfußballfernen Bereichen über uns gedacht wird. Wie sollen wir denn draußen Vorurteile und Vorbehalte gegenüber dem Frauenfußball abbauen, wenn wir im eigenen Verband noch damit zu kämpfen haben?"
Auch in der Vermarktung seien die Möglichkeiten gerade im WM-Jahr nicht ausgeschöpft worden, auch bei den Vereinen. "Es gibt auch bei einigen Bundesliga-Klubs in der Kommunikation noch sehr viel Potenzial. Oft werden wir Frauen einfach vergessen", bemängelte Schult.
Der Zuschauerschwund bei Länderspielen sei jedoch zum Teil auch einer "Fußball-Übersättigung in Deutschland" geschuldet, was für die Spielerinnen bitter sei, "da wir im Ausland derzeit eine Euphorie spüren mit 40.000, 50.000 oder gar 60.000 Zuschauern bei Highlight-Spielen in England, Spanien und Italien".
(U.Kabuchyn--DTZ)