Blatter kritisiert DFB: Nationalmannschaft spiegelt Führungskrise wider
Für den früheren FIFA-Präsident Joseph S. Blatter ist die Talfahrt der deutschen Nationalmannschaft Konsequenz einer Führungskrise im Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Wenn wir beobachten, wie schlecht die deutsche Nationalmannschaft dasteht, reicht es aus zu sehen, dass die letzten drei Verbandspräsidenten ihre Amtszeit nicht zu Ende gebracht haben", sagte der Schweizer, der die FIFA 17 Jahre lang angeführt hatte, in einem Interview mit dem brasilianischen Internet-Portal UOL Esporte.
Seine verwegene Theorie begründete der 83-jährige Walliser wie folgt: "Die Nationalmannschaft ist die Außendarstellung eines Verbandes. Deutschland, Brasilien und Argentinien sind Beispiele dafür."
Blatter hatte im Juni 2015 sein Amt als FIFA-Präsident ruhen lassen und darf bis 2021 keine Funktion im Fußball mehr übernehmen. Die DFB-Elf, Absteiger in der jüngst erstmals ausgetragenen Nations League, war wie die beiden Südamerikaner ebenfalls von Führungsquerelen im Verband betroffen. Beim WM-Turnier vor einem Jahr in Russland hatte die deutsche Mannschaft keine Rolle gespielt und war in der Vorrunde gescheitert.
Beim DFB waren nach dem Rücktritt von Reinhard Grindel binnen sieben Jahren gleich zwei weitere Präsidenten vorzeitig gescheitert und zurückgetreten. Zuvor waren Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach ebenfalls zurückgetreten. Auch Gerhard Mayer-Vorfelder war gestürzt worden und bildete übergangsweise eine Doppelspitze mit Zwanziger, bis dieser alleine die Chefrolle übernahm. Immerhin konnte sich Deutschland 2014 in Rio de Janeiro zum WM-Champion küren.
Blatter nahm auch zu seiner eigenen Ablösung im Weltverband Stellung: "Ich kann nicht dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass ich nicht erkannt habe, dass eine Gruppe innerhalb der FIFA die Präsidentschaft übernehmen wolle." Die Kritik richtet sich vor allem an die alten FIFA-Funktionäre, die im Laufe des FIFA-Skandals peu a peu festgenommen worden waren.
Er selber habe sich aber nie etwas zuschulden kommen lassen. "Ihr könnt ruhig suchen, aber ihr werdet nichts finden. Niemals. Ich bin nicht Teil der Korruption", behauptete Blatter.
(Y.Leyard--DTZ)