Eishockey-WM: Umstrittener Videobeweis beendet finnischen Jubel
Handschuhe und Schläger flogen durch die Luft, die finnischen Eishockeyspielerinnen fielen sich um den Hals und bejubelten ihren ersten WM-Titel. Doch zehn Minuten später folgte die Ernüchterung: Nach Videobeweis und langem Hin und Her nahm die deutsche Schiedsrichterin Nicole Hertrich das vermeintliche 2:1-Siegtor in der Verlängerung wieder zurück. Die Finninnen mussten ihre Ausrüstung wieder einsammeln und weiterspielen - im Penaltyschießen verloren sie doch noch mit 1:2 gegen den großen Favoriten USA.
"Wir waren so nah dran, wir haben es schon geschmeckt: Heiliger Strohsack, wir sind Weltmeister. Und dann haben sie es uns weggenommen", sagte Torhüterin Noora Raty: "Es wäre einfacher, wenn wir 0:5 verloren hätten." Kapitänin Jenni Hiirikoski klagte: "Sport ist manchmal ungerecht. Aber du musst akzeptieren, was auf der Anzeigetafel steht."
Die Entscheidung war höchst umstritten: Hiirikoski hatte aufs Tor geschossen, die amerikanische Torhüterin Alex Rigsby den Puck abgewehrt. Außerhalb des Torraums stießen die beiden zusammen, Petra Nieminen schlenzte die Scheibe ins Netz. Finnland, im Halbfinale schon sensationeller 4:2-Sieger gegen Rekordweltmeister Kanada und erstmals im Endspiel, war laut eines Twitter-Eintrags des Weltverbandes IIHF Weltmeister, die 7000 Fans in der ausverkauften Arena jubelten ausgelassen.
Hertrich, die ihr sechstes WM-Finale pfiff und auch das Endspiel bei Olympia 2018 leitete, entschied zusammen mit ihrer kanadischen Kollegin Lacey Senuk auf Tor. Dann meldete sich der Videorichter und überstimmte nach langer Diskussion die Schiedsrichterinnen - wegen Torhüterbehinderung. Kurios dabei: Torhüterin Rigsby erhielt eine Zwei-Minuten-Strafe wegen Beinstellens. Gegen Hiirikoski dagegen gab es keine Strafe.
(Y.Leyard--DTZ)