Kittel reagiert "fassungslos" auf Doping-Enthüllungen
Der deutsche Radprofi Marcel Kittel hat mit Bestürzung auf die Enthüllungen im Doping-Skandal um den Erfurter Arzt Mark S. reagiert. Besonders das Geständnis seines langjährigen Teamkollegen Georg Preidler (Österreich) sowie die Verbindung zu seiner thüringischen Heimat haben den 30-Jährigen getroffen. Zudem erhob Kittel schwere Vorwürfe gegen den Landessportbund Thüringen und beklagte den allgemeinen Werteverfall im Sport.
"Ich bin persönlich mit meinem Latein am Ende", schrieb Kittel in einer Stellungnahme auf seiner Homepage: "Nicht nur, weil Georg drei Jahre mein Teamkollege gewesen ist, sondern vor allem auch, weil das ganze Dopingnetzwerk mit einem Arzt aus meiner Heimatstadt Erfurt seinen Ursprung in Thüringen hat."
Die immer neuen Enthüllungen der vergangenen Tage habe er mit "Fassungslosigkeit" verfolgt. Er sei froh, dass das Treiben des verhafteten Mediziners jetzt ein Ende habe. "Ich finde es tragisch, wie eine Handvoll Personen das Image des deutschen Sports und meiner Heimatstadt so beschädigen konnten", sagte Kittel.
Scharfe Kritik übte der Sprinter an den Verantwortlichen des Landessportbundes Thüringen, für den Sportarzt S. eine Lizenz als sportmedizinische Untersuchungsstelle besaß. Diese wurde mittlerweile entzogen. Die Tatsache, dass die Praxis von S. "auch ein offizieller Anlaufpunkt des LSB Thüringen für viele junge Nachwuchssportler war, die sich dort checken und gegen Krankheit behandeln lassen haben und die jetzt auch in einem schlechten Licht stehen, obwohl sie keine bösen Absichten hatten", sei besonders schlimm.
Zudem beklagte Kittel fehlende Moral im Sport. "Wenn ich das Treiben mancher Sportfunktionäre, die Schmiergeldzahlungen an große Sportverbände und den Werteverfall bei den Olympischen Spiele sehe, die eigentlich mit gutem Beispiel vorangehen sollten, dann muss man sich nicht wundern, wenn es immer wieder Athleten gibt, die auch betrügen", sagte Kittel.
Man dürfe nicht alle Sportler, Funktionäre oder Verbände über einen Kamm scheren, "denn ich glaube, die Mehrheit engagiert sich für sauberen Sport. Aber der Fisch stinkt eben doch auch immer vom Kopf her. Und das ist ein Schlag ins Gesicht aller sauberen Sportler wie mich, der Sportfans und aller leidenschaftlichen ehrenamtlichen Trainer, Betreuer und Helfer an der Basis wie jetzt in Erfurt, die sich mit viel Herzblut und Motivation um den Sport kümmern."
(T.W.Lukyanenko--DTZ)