Handspiel: Nagelsmann für pragmatischen Ansatz mit Absicht
Trainer Julian Nagelsmann von der TSG Hoffenheim empfiehlt in der Diskussion um die Handregel-Reform einen eher pragmatischen Ansatz. "Ich finde, dass es nur die Unterscheidung geben sollte, ob ein Spieler seine Hand mit erkennbarer Absicht zum Ball gestreckt hat oder eben nicht", sagte der 31-Jährige dem Fußball-Fachmagazin kicker: "Alles andere ist für mich sinnfrei."
Der derzeit geltende Ansatz, auch bei "vergrößerter Körperfläche" abzupfeifen, erschwere die Entscheidung für die Schiedsrichter nur. "Aus Sicht eines Fußballers vergrößern die beiden Arme immer die Körperfläche, denn sie hängen nun mal seitlich am Körper", sagte Nagelsmann: "Das ist anatomisch so - bei allen Menschen. Niemand springt in einen Zweikampf oder wirft sich in die Schussbahn und hat dabei beide Arme angelegt. Das ist völlig praxisfremd."
Deshalb sei er für die Streichung der Kriterien "Arme über Schulterhöhe hinaus" und "vom Körper abgespreizte oder deutlich abgewinkelte Arme". Nur absichtliche Ballkontakte mit der Hand sollten gepfiffen werden, beispielsweise "wenn ein Verteidiger bewusst für seinen Keeper den Ball hält", sagte Nagelsmann: "Alles andere, was nicht sofort als Absicht erkennbar ist, sollten die Schiedsrichter laufen lassen."
Die Regelhüter vom International Football Association Board (IFAB) beraten am Samstag (2. März) über die Reform der Handregel, die in der Bundesliga zuletzt vermehrt für Diskussionen gesorgt hatte. "Diese Regel hat den größten Interpretationsspielraum von allen. Zurzeit ist die Absicht entscheidend - aber wie will der Schiedsrichter diese sicher feststellen?", fragte IFAB-Generalsekretär Lukas Brud.
Entgegen der Meinung von Nagelsmann, die von Sandro Schwarz vom FSV Mainz 05 geteilt wird ("Der zentrale Punkt sollte meiner Ansicht nach die Absicht sein"), könnte künftig die Absicht deshalb nicht mehr im Vordergrund stehen. Jeder durch ein Handspiel erlangte Vorteil solle abgepfiffen werden, schreibt der kicker. Gleiches gelte für klare, unnatürliche Körperhaltungen. "Wir werden den Interpretationsspielraum nicht komplett aus der Welt schaffen, aber die Regeln werden mit diesen Maßnahmen genauer sein", sagte Brud.
(T.W.Lukyanenko--DTZ)