Deutsche Tageszeitung - Zehntausende Demonstranten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA

Zehntausende Demonstranten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA


Zehntausende Demonstranten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA
Zehntausende Demonstranten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA / Foto: ©

In den USA haben erneut zehntausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert. Allein in Washington versammelten sich auch am zweiten Wochenende nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd tausende Menschen in den Straßen um das Weiße Haus. Auch in zahlreichen anderen US-Städten gab es Proteste, außerdem in vielen Städten weltweit. In Floyds Heimatstaat North Carolina kamen hunderte Menschen zu einer Trauerfeier.

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Das Weiße Haus, in dem sich US-Präsident Donald Trump am Wochenende aufhielt, war weiträumig abgesperrt; Hubschrauber überflogen die Menge. Viele Demonstranten trugen Plakate mit der Aufschrift "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden" und knieten nieder.

An der National Mall, dem langgezogenen Park im Herzen Washingtons, hinderten Absperrungen und Uniformierte Demonstranten daran, auf die Stufen des Lincoln Memorials zu gelangen. Dort hatte der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King 1963 seine berühmte Rede "I Have a Dream" (Ich habe einen Traum) gehalten.

"Wir führen diesen Kampf seit vielen, vielen Jahrzehnten, seit hunderten von Jahren, und jetzt ist die Zeit für eine Veränderung und für eine bessere Zukunft gekommen", sagte die Demonstrantin Christine Montgomery.

Militärkräfte und Polizisten beobachteten den Protest in Washington. Sie schienen aber zahlenmäßig weniger präsent zu sein als in den Tagen zuvor; einige Einsatzkräfte lächelten die Demonstranten an oder winkten.

Der unbewaffnete Floyd war am 25. Mai in Minneapolis festgenommen worden, weil er mutmaßlich mit Falschgeld Zigaretten gekauft hatte. Ein weißer Polizist drückte fast neun Minuten lang sein Knie auf den Nacken des am Boden liegenden Mannes, der mehrfach sagte, er bekomme keine Luft mehr. Sein Tod löste die schwersten Unruhen seit Kings Ermordung 1968 aus.

Der Protest am Samstag in Washington war der größte seit Beginn der Demonstrationen in Minneapolis, die sich anschließend auf das ganze Land und schließlich die ganze Welt ausweiteten.

"Heute ist der Schmerz so tief, dass es schwer sein kann, den Glauben zu behalten", schrieb der designierte demokratische Präsidentschaftsbewerber Joe Biden bei Twitter.

Neben Washington gab es am Samstag auch in anderen Städten wie New York, Philadelphia, Chicago und Los Angeles Proteste. In San Francisco marschierten tausende Menschen über die Golden Gate Bridge und legten zeitweise den Verkehr lahm.

In Floyds Heimatstaat North Carolina wurde am Samstag des getöteten Afroamerikaners gedacht: In Raeford versammelten sich Medienberichten zufolge hunderte Menschen, um an Floyds Sarg Abschied zu nehmen. Floyds Schwester LaTonya sagte unter Tränen, sie könne den Anblick ihres Bruders im Sarg nicht ertragen: "Ihn im Sarg zu sehen, würde mich für immer verrückt werden lassen."

Auch weltweit gab es neue Proteste: In Australien gingen Zehntausende auf die Straßen, in Deutschland, Frankreich und Großbritannien kamen trotz Warnungen und teils Verboten wegen der Corona-Pandemie tausende Demonstranten zusammen. In Washington begrüßten viele schwarze Demonstranten die multiethnischen, weltweiten Demonstrationen als "stärkend".

Die teils gewaltsamen Proteste in den USA wurden zuletzt von neuen Vorfällen von Polizeigewalt überschattet. Am Samstag wurden in Buffalo zwei Polizisten wegen Gewalt gegen einen 75-jährigen Demonstranten formell beschuldigt. Dieser war gestoßen worden, fiel auf den Kopf und begann zu bluten. Ein Video des Vorfalls hatte für Empörung gesorgt.

Die Polizei in Minneapolis hatte am Freitag angekündigt, Beamten den Würgegriff zu verbieten. Der Polizeichef von Seattle kündigte an, 30 Tage auf Tränengas zu verzichten. In Denver wurde der Einsatz chemischer Stoffe und Projektile wie Gummigeschossen gegen friedliche Demonstranten verboten.

Trump setzt im Umgang mit Ausschreitungen am Rande der Floyd-Demonstrationen indes auf eine harte Linie und hat sogar einen Militäreinsatz angedroht. Beobachter prangern einen zunehmend autoritären Kurs des Präsidenten an. Am Samstagabend twitterte Trump in Großbuchstaben: "Recht und Ordnung!"

(M.Dylatov--DTZ)

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