Dutzende Verletzte bei neuen Protesten im Libanon
Bei neuen Protesten im Libanon ist es am Samstagabend zu Zusammenstößen mit dutzenden Verletzten gekommen. Hunderte Menschen hatten sich zuvor im Zentrum der Hauptstadt Beirut versammelt, um gegen den Umgang der Regierung mit der schweren Wirtschaftskrise zu protestieren. Dabei kam es zu Zusammenstößen zwischen Gegnern und Anhängern der schiitischen Hisbollah sowie zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.
Dabei wurden nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes 48 Menschen verletzt. Elf von ihnen mussten demnach ins Krankenhaus gebracht werden.
Es war die erste größere Demonstration in Beirut seit die Regierung die Mitte März verhängten Ausgangsbeschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie gelockert hatte. Menschen aus dem ganzen Land strömten nach Beirut. Viele trugen zum Schutz vor dem neuartigen Coronavirus Gesichtsmasken.
Die Proteste schlugen in Gewalt um, als Anhänger der Hisbollah auf Demonstranten losgingen, die eine Entwaffnung der Schiiten-Miliz fordern. Soldaten stellten sich zwischen die Kontrahenten, die sich gegenseitig mit Steinen bewarfen. Die Sicherheitskräfte setzten zudem Tränengas gegen Demonstranten ein, die Steine warfen, Geschäfte plünderten und Mülleimer in Brand setzten.
Am Abend kam es nach Angaben aus Sicherheitskreisen zudem zu einem Schusswechsel zwischen Bewohnern sunnitischer und schiitischen Stadtviertel. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur ANI sorgten Soldaten für Ruhe.
In den vergangenen Monaten hatte es im Libanon immer wieder Demonstrationen gegen Misswirtschaft und Korruption gegeben. Das Land steckt in seiner schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Bürgerkrieg von 1975-1990. Die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie haben die Krise noch verschärft. Offiziellen Angaben zufolge leben inzwischen mehr als 45 Prozent der Libanesen unter der Armutsgrenze.
(V.Korablyov--DTZ)