Neues Forschungsinstitut für gesellschaftlichen Zusammenhalt nimmt Arbeit auf
Das neue Forschungsinstitut für gesellschaftlichen Zusammenhalt (FGZ) nimmt Anfang Juni seine Arbeit auf. "Wir brauchen konkrete Lösungsvorschläge, wie wir diesen Zusammenhalt stärken können", sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) dazu am Donnerstag in Berlin. "Gerade in Zeiten der Krise dürfen wir das Feld nicht denen überlassen, die andere ausgrenzen und die Gesellschaft spalten wollen", hob sie hervor.
Das interdisziplinär angelegte neue Institut soll zu gesellschaftlichen Fragestellungen "unterschiedliche Perspektiven zusammenführen und wissenschaftliche Expertise bündeln", wie Karliczek ausführte. Beteiligt sind Universitäten und andere Forschungseinrichtungen an elf Standorten in ganz Deutschland. Das Forschungsministerium will das Projekt in den kommenden Jahren mit 40 Millionen Euro fördern.
Das geplante Themenspektrum reicht dem Ministerium zufolge von neuen sozialen Konflikten über das Auseinanderdriften von Stadt und Land bis hin zu Populismus und zunehmendem Antisemitismus. Gerade vor dem Hintergrund der Erfahrungen in der Corona-Pandemie sollen auch das Miteinander der Generationen, die Verteilung der Lasten des wirtschaftlichen Abschwungs sowie die Verbreitung von Verschwörungstheorien untersucht werden.
"Gerade eine freiheitliche Gesellschaft braucht Zusammenhalt", betonte Karliczek. Es bleibe dabei eine Daueraufgabe, "Freiheit und Solidarität in eine Waage zu bringen". "Egoismus und Intoleranz zerstören Gesellschaften von innen heraus", warnte die Ministerin. "Wir müssen denen widersprechen, die Unsicherheiten aus welchen Motiven auch immer schüren und Sündenböcke suchen" und damit "unser Zusammenleben vergiften", forderte sie weiter.
Die Frankfurter Wissenschaftlerin Nicole Deitelhoff sagte dazu: "Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Bewältigung haben Herausforderungen geschaffen, in der sich kulturelle, soziale, politische, ökonomische und rechtliche Fragen miteinander verknüpfen, die eine breite, Disziplinen übergreifende Analyse und Kommentierung erfordern." Auch Fragen der Verteilungsgerechtigkeit sollen bei den Analysen aus wissenschaftlicher Sicht eine Rolle spielen.
Ein Schwerpunkt des neuen Instituts sind die Sozial- und Politikwissenschaft. Beteiligt sind aber auch Experten aus den Bereichen Geschichte, Rechts- und Kulturwissenschaften sowie Medienforschung, Geographie und Psychologie. Die Koordination übernehmen die Universitäten Bremen, Frankfurt und Leipzig. Mit der Arbeitsaufnahme endet eine eineinhalbjährige Vorbereitungsphase.
(M.Dylatov--DTZ)