Deutsche Tageszeitung - Polen begeht Wahltag ohne Wähler

Polen begeht Wahltag ohne Wähler


Polen begeht Wahltag ohne Wähler
Polen begeht Wahltag ohne Wähler / Foto: ©

Dieser Sonntag dürfte in die Geschichte Polens eingehen: Die ursprünglich geplante Präsidentschaftswahl findet nicht statt - formal wurde sie jedoch weder verschoben noch abgesagt. Hintergrund ist der Streit zwischen der Regierung und der Opposition in Warschau über eine verfassungskonforme Lösung für den wegen der Corona-Pandemie ausfallenden Urnengang.

Textgröße ändern:

Offiziell war der Sonntag in Polen ein Wahltag - auch wenn angesichts geschlossener Wahllokale keine einzige Stimme auszuzählen sein wird. "Wir befinden uns in einem Dunst legaler Absurdität", sagte der Politikwissenschaftler Stanislaw Mocek der Nachrichtenagentur AFP. Aus seiner Sicht hätte die nationalkonservative Regierung die Wahl mit Verweis auf die Corona-Pandemie als "Naturkatastrophe" offiziell verschieben müssen.

Auf diesen Schritt hatte die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) jedoch mit der Begründung verzichtet, dass sich das neuartige Coronavirus nicht stark genug in Polen ausgebreitet habe, um eine solche Argumentation zu rechtfertigen. Zudem könnten laut PiS Konzerne im Falle eines Naturkatastrophenzustands Schadenersatzzahlungen einfordern.

Die Opposition warf der Regierung dagegen vor, um jeden Preis an einer möglichst bald stattfindenden Präsidentschaftswahl festhalten zu wollen, um eine Wiederwahl des der PiS nahestehenden Präsidenten Andrzej Duda zu erreichen. Eine freie, faire und sichere Wahl unter den Bedingungen der Pandemie halten Kritiker jedoch nicht für möglich. Die Opposition konnte wegen des Versammlungsverbots keinen Wahlkampf machen, während Duda mit Ansprachen zum Kampf gegen das Coronavirus regelmäßig in den Medien präsent ist.

Nach aktuellen Umfragen könnte Duda bei einer Wahl auf mehr als 50 Prozent der Stimmen kommen. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Zustimmung zu dem von PiS unterstützten Kandidaten zurückgehen könnte, sobald sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Einschränkungen in Polen deutlich bemerkbar machen.

Im April hatte das von der PiS kontrollierte Parlament ein Gesetz bewilligt, wonach die Präsidentschaftswahl zum geplanten Termin als reine Briefwahl stattfinden sollte. Der von der Opposition dominierte Senat lehnte das Gesetz nach wochenlangen Beratungen jedoch ab - wodurch der Regierung keine Zeit mehr blieb, die Wahl zu organisieren. Am Mittwoch verkündete die Regierung schließlich, die Wahl werde nach ihrem formalen Ende als ungültig erklärt. Im Anschluss werde die Parlamentschefin einen erneuten Termin festlegen.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Katar: Gespräche über Waffenruhe im Gazastreifen "im Endstadium"

Bei den Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen könnten es nach Angaben aus Katar "sehr bald" eine Einigung geben. Die Verhandlungen in Doha befänden sich im "Endstadium", die Hauptprobleme seien gelöst worden, sagte Außenministeriumssprecher Madsched al-Ansari am Dienstag. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte die Hoffnung auf eine Vereinbarung und mahnte, das Leben der Geiseln müsse jetzt "oberste Priorität" haben. Derweil wurden bereits erste Inhalte eines möglichen Abkommens bekannt.

Scheidender US-Präsident Biden hält Abschiedsrede an die Nation

Der scheidende US-Präsident Joe Biden hält am Mittwoch (20.00 Uhr Ortszeit, Donnerstag 02.00 Uhr MEZ) seine Abschiedsrede an die Nation. Fünf Tage vor der Amtsübergabe an seinen Nachfolger wird sich der 82-Jährige nach Angaben des Weißen Hauses aus dem Oval Office an seine Landsleute wenden. Biden hatte sein Amt 2021 angetreten, nachdem er Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren geschlagen hatte.

Bundeskabinett befasst sich mit Abschuss von Drohnen

Das Bundeskabinett befasst sich in seiner Sitzung am Mittwoch (11.00 Uhr) mit der Rechtsgrundlage für den Abschuss von Drohnen in Gefahrensituationen. Dafür soll das Luftsicherheitsgesetz geändert werden. Künftig soll der Bundeswehr unter bestimmten Voraussetzungen der Einsatz von Waffengewalt gegen illegale, unbemannte Drohnen erlaubt werden.

Träger von Internationalem Karlspreis 2025 wird bekanntgegeben

Im Aachen wird am Mittwoch (12.30) der Träger oder die Trägerin des diesjährigen Internationalen Karlspreises bekanntgegeben. Die Entscheidung des Direktoriums des Karlspreises wird von dessen Vorsitzendem Jürgen Linden und der Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (parteilos) verkündet. Die Preisverleihung erfolgt traditionell im Mai bei einem Festakt im historischen Aachener Rathaus.

Textgröße ändern: