Deutsche Tageszeitung - Mahnungen zur Friedenswahrung und selbstkritischem Umgang mit der Vergangenheit

Mahnungen zur Friedenswahrung und selbstkritischem Umgang mit der Vergangenheit


Mahnungen zur Friedenswahrung und selbstkritischem Umgang mit der Vergangenheit
Mahnungen zur Friedenswahrung und selbstkritischem Umgang mit der Vergangenheit / Foto: ©

75 Jahre nach Kriegsende haben die Spitzen von Staat und Kirche zu einem selbstkritischen Umgang mit der Vergangenheit aufgerufen. "Man kann dieses Land nur mit gebrochenem Herzen lieben", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einer Zeremonie in Berlin. Der EKD-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm betonte bei einem ökumenischen Gottesdienst, Deutschland sei auch 75 Jahre nach der Kapitulation von der Schuld gezeichnet.

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Steinmeier sagte in seiner Ansprache: "Die deutsche Geschichte ist eine gebrochene Geschichte - mit der Verantwortung für millionenfachen Mord und millionenfaches Leid." Die Deutschen müssten ihrer Geschichte ins Auge sehen. "Weil wir die historische Verantwortung annehmen, haben die Völker der Welt unserem Land neues Vertrauen geschenkt - und deshalb dürfen auch wir selbst uns diesem Deutschland anvertrauen." Darin sehe er einen "aufgeklärten, demokratischen Patriotismus", sagte Steinmeier.

Zu der Zeremonie an der Neuen Wache, der zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, versammelten sich am Mittag die Repräsentanten der deutschen Verfassungsorgane. Teilnehmer waren neben Steinmeier Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (beide CDU), Bundesratspräsident Dietmar Woidke (SPD) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle.

Steinmeier sprach vom "langen und schmerzhaften Weg" der Deutschen hin zum Eingeständnis der eigenen Schuld. "Es waren Jahrzehnte, in denen viele Deutsche meiner Generation erst nach und nach ihren Frieden mit diesem Land machen konnten", sagte er. Wer das Eingeständnis der Schuld nicht ertrage, "wer einen Schlussstrich fordert, der verdrängt nicht nur die Katastrophe von Krieg und NS-Diktatur".

Wegen der Corona-Pandemie wurde die Gedenkzeremomie in Berlin im Umfang stark reduziert. Der ursprünglich geplante Staatsakt wurde abgesagt.

Bedford-Strohm sagte bei einem ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom: "Gegen das Vergessen und gegen alle Relativierung sagen wir: Ja, wir sind schuldig geworden." Deutschland habe weite Teile der Welt ins Elend gestürzt. "Und dankbar fügen wir hinzu: Aber unsere Geschichte ist weitergegangen." Die bleibende Schuld habe nicht zu ewiger Verwerfung geführt: "Unsere ehemaligen Feinde sind wieder auf uns zugegangen. Wir durften ihnen wieder in die Augen sehen."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, verwies darauf, dass es in großen Teilen Europas seit nunmehr 75 Jahren Frieden gebe. "Die Völker haben sich einander zugewandt - und wir Deutschen haben das Wunder erlebt, dass sie sich auch uns zugewandt haben." Aber Friede lasse sich nicht einfach herbeiorganisieren.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) sagte der "Radiowelt" des Bayerischen Rundfunks, die entscheidende Frage sei nicht, ob der 8. Mai ein Tag der Befreiung oder der Niederlage sei. Wichtig sei, "dass wir die richtigen Lehren für die Zukunft ziehen". Für die Deutschen sei es "das Bekenntnis zu unserer Verantwortung, die Scham für das, was damals passiert ist".

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sagte dem "RTL/ntv-Frühstart", alle hätten die Pflicht, "Verantwortung wahrzunehmen und immer wieder zu mahnen". Denn der ’Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch’, wie Bertolt Brecht gesagt hat", betonte Bartsch.

Am 8. Mai 1945 hatte die deutsche Wehrmacht die bedingungslose Kapitulation erklärt. Damit endete der Zweite Weltkrieg, in dem mehr als 60 Millionen Menschen ums Leben gekommen war. Im Land Berlin ist der Tag in diesem Jahr ausnahmsweise gesetzlicher Feiertag.

(U.Stolizkaya--DTZ)

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