Deutsche Tageszeitung - UN-Experten fordern Ermittlungen nach mutmaßlichem Angriff auf Handy von Bezos

UN-Experten fordern Ermittlungen nach mutmaßlichem Angriff auf Handy von Bezos


UN-Experten fordern Ermittlungen nach mutmaßlichem Angriff auf Handy von Bezos
UN-Experten fordern Ermittlungen nach mutmaßlichem Angriff auf Handy von Bezos / Foto: ©

Der mächtige saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman soll womöglich hinter einem Hackerangriff auf das Smartphone von Amazon-Chef Jeff Bezos stecken. UN-Experten forderten deshalb am Mittwoch Ermittlungen. Der mutmaßliche Angriff auf das Handy von Bezos und von weiteren Opfern müsse eine "sofortige Ermittlung" durch die USA und andere zuständige Stellen nach sich ziehen, erklärten die UN-Sonderberichterstatter Agnès Callamard und David Kaye am Mittwoch in Genf.

Textgröße ändern:

Callamard und Kaye verwiesen in ihrer Stellungnahme auf eine ihnen vorliegende forensische Untersuchung. Sie zeigten sich "schwer besorgt" und forderten, mögliche Ermittlungen sollten auch die "regelmäßige, jahrelange, direkte und persönliche Beteiligung" des Kronprinzen beim Vorgehen gegen Oppositionsanhänger einbeziehen.

Die ihnen vorliegenden Informationen ließen darauf schließen, dass bin Salman in die "Überwachung" von Bezos’ Handy involviert gewesen sein könnte. Der Hackerangriff auf das Handy von Bezos habe darauf abgezielt, die Berichterstattung der "Washington Post" über Saudi-Arabien zu beeinflussen oder "zum Schweigen zu bringen". Bezos ist Eigentümer der "Washington Post", für die auch der ermordete saudiarabische Journalist Jamal Khashoggi geschrieben hatte.

Die UN-Sonderberichterstatter verwiesen in ihrer Stellungnahme auf eine forensische Untersuchung aus dem Jahr 2019, in der das Handy des Amazon-Chefs nach einem Hackerangriff vom Mai 2018 untersucht worden war. Zuvor habe Bezos eine WhatsApp-Botschaft mit einer Videodatei von einem Konto erhalten, das der saudiarabische Kronprinz nutzte. Der Untersuchung zufolge seien kurze Zeit später riesige Mengen Daten von Bezos’ Handy abgeflossen.

Der forensischen Untersuchung zufolge schickte bin Salman dann im November 2018 und im Februar 2019 WhatsApp-Botschaften an Bezos, in denen er nicht öffentlich bekannte Informationen über das Privatleben des Amazon-Eigentümers nannte. Zudem sollen die Hacker möglicherweise einen Typ Spionagesoftware verwendet haben, wie er auch in anderen saudiarabischen Spionage-Vorgängen eingesetzt wurde.

Zuvor hatten die Zeitungen "The Guardian" und die "Washington Post" über die forensische Untersuchung berichtet. Die saudi-arabische Botschaft in Washington wies die Vorwürfe zurück. Der Hackerangriff auf Bezos’ Smartphone hatte im Frühjahr 2019 zur Veröffentlichung intimer Fotos des schwerreichen Amazon-Chefs geführt.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: