Deutsche Tageszeitung - Putin: Kreml-Chef sollte nicht mehr bis zum Tod im Amt bleiben

Putin: Kreml-Chef sollte nicht mehr bis zum Tod im Amt bleiben


Putin: Kreml-Chef sollte nicht mehr bis zum Tod im Amt bleiben
Putin: Kreml-Chef sollte nicht mehr bis zum Tod im Amt bleiben / Foto: ©

Angesichts von Spekulationen über seinen Verbleib an der Macht nach dem offiziellen Ende seines Mandats hat Russlands Präsident Wladimir Putin Vorkehrungen für einen Machtwechsel in Aussicht gestellt. "Aus meiner Sicht wäre es sehr besorgniserregend, zu der Situation Mitte der 80er Jahre zurückzukehren, als jeder einzelne Staatschef an der Macht blieb bis zum Ende seiner Tage", sagte Putin am Samstag in St. Petersburg bei einem Treffen mit Weltkriegsveteranen.

Textgröße ändern:

Nach dem Tod der Staatschefs habe es damals nicht die "notwendigen Bedingungen für einen Machtwechsel" gegeben, fügte Putin hinzu. "Also vielen Dank, aber ich denke, es ist besser, nicht zu der Situation Mitte der 80er Jahre zurückzukehren", fügte der Kreml-Chef mit Blick auf Spekulationen über seinen lebenslangen Verbleib an der Staatsspitze hinzu. Die Sowjetführer Leonid Breschnew, Juri Andropow und Konstantin Tschernenko waren allesamt im Amt gestorben.

Putins vierte Amtszeit als russischer Präsident endet 2024. Laut derzeit geltender Verfassung darf er nicht erneut kandidieren.

Putins Ankündigung einer Verfassungsreform diese Woche und die anschließende Auswechslung seines langjährigen Regierungschefs Dmitri Medwedew heizte Spekulationen an, dass der 67-Jährige sich mit Änderungen des politischen Systems seinen Verbleib an der Macht sichern will. Kritiker werfen ihm gar den Versuch eines "Verfassungsputsches" vor.

Bei dem Veteranentreffen sagte Putin, er kenne die Sorgen der Bürger um politische Kontinuität. "Für viele ist das mit Sorgen über Stabilität in der Gesellschaft, Stabilität im Staat - sowohl Stabilität nach außen als nach innen - verbunden", sagte er. Er verstehe diese Bedenken "vollauf".

Putins Pläne für eine Verfassungsreform sehen insbesondere eine Stärkung des Parlaments bei der Regierungsbildung vor. Es soll künftig den Ministerpräsidenten wählen, dessen Ernennung der Präsident nicht ablehnen darf. Bislang bestätigt die Duma den vom Präsidenten vorgeschlagenen Regierungschef.

Der Kreml-Chef schlug zudem eine Änderung des Verfassungsartikels vor, der die Amtszeit des Präsidenten auf zwei aufeinanderfolgende Mandate begrenzt. Außerdem sollen die Bedingungen für Präsidentschaftsbewerber verschärft werden: Sie müssen künftig 25 Jahre vor ihrer Kandidatur in Russland gelebt haben. Über die Verfassungsänderungen soll das Volk in einem Referendum abstimmen, einen Termin nannte Putin jedoch nicht.

(W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: