Deutsche Tageszeitung - Chamenei leitet erstmals seit acht Jahren Freitagsgebet in Teheran

Chamenei leitet erstmals seit acht Jahren Freitagsgebet in Teheran


Chamenei leitet erstmals seit acht Jahren Freitagsgebet in Teheran
Chamenei leitet erstmals seit acht Jahren Freitagsgebet in Teheran / Foto: ©

Gut eine Woche nach dem versehentlichen Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine im Iran hat das geistliche Oberhaupt des Landes, Ayatollah Ali Chamenei, erstmals seit Jahren wieder das Freitagsgebet in Teheran geleitet. Die "schmerzliche" Flugzeug-Tragödie dürfe nicht die "Aufopferung" des durch eine US-Drohne getöteten iranischen Generals Kassem Soleimani überschatten, sagte Chamenei vor den Gläubigen in der iranischen Hauptstadt.

Textgröße ändern:

In Teheran hatte es tagelang regierungskritische Proteste gegeben, nachdem die iranische Führung zugegeben hatte, für den Abschuss des Flugzeugs am 8. Januar verantwortlich gewesen zu sein.

Der "Flugzeugabsturz" sei ein "schmerzlicher Unfall" gewesen und habe die Iraner erschüttert, sagte Chamenei. "Einige" Menschen versuchten jedoch, das Unglück so darzustellen, dass "das großartige Märtyrertum und die Aufopferung" Soleimanis in Vergessenheit gerate.

Das letzte Mal hatte Chamenei zum 33. Jubiläum der iranischen Revolution im Februar 2012 das Freitagsgebet in der Teheraner Mosalla-Moschee geleitet. Damals befand sich der internationale Atomkonflikt mit dem Iran auf einem Höhepunkt.

Auch der Auftritt des geistlichen Oberhaupts an diesem Freitag dürfte ein Signal an die Bevölkerung des krisengeschüttelten Landes sein. Nach der Tötung des einflussreichen iranischen Generals Kassem Soleimani bei einem US-Drohnenangriff zu Jahresbeginn hatte sich der Konflikt zwischen Teheran und Washington gefährlich zugespitzt.

Durch den Abschuss der ukrainischen Passagiermaschine kurz nach dem Start am Flughafen von Teheran kurze Zeit später geriet die politische und geistliche Führung Teherans auch innenpolitisch unter Druck. Bei dem Absturz der Maschine waren 176 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Iraner und Kanadier.

Zwischen Samstag und Mittwoch fanden in Teheran täglich Proteste statt. Demonstranten warfen der Regierung unter anderem Vertuschungsversuche im Zusammenhang mit dem Flugzeugabschuss vor. Wie ein AFP-Journalist berichtete, waren am Donnerstagabend im Norden Teherans dutzende Bereitschaftspolizisten mit Schlagstöcken und offenbar auch einem Tränengaswerfer im Einsatz.

Auch im Vorfeld des Freitagsgebets waren zahlreiche Polizisten im Einsatz, wie AFP-Korrespondenten berichteten. Die iranischen Behörden hatten landesweit zu Kundgebungen im Anschluss an das Gebet aufgerufen, mit denen die Gläubigen ihre Unterstützung für die iranischen Streitkräfte und die Revolutionsgarden hervorheben sollten.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: