Deutsche Tageszeitung - Widerspruchslösung: Anhänger und Gegner werben für ihre Positionen

Widerspruchslösung: Anhänger und Gegner werben für ihre Positionen


Widerspruchslösung: Anhänger und Gegner werben für ihre Positionen
Widerspruchslösung: Anhänger und Gegner werben für ihre Positionen / Foto: ©

Einen Tag vor der Bundestagsentscheidung zur Organspende haben Befürworter und Gegner einer neuen Widerspruchslösung noch einmal für ihre Positionen geworben. "Das aktuelle System funktioniert nicht", sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nach Information von Deutsche Tageszeitung, in einem aktuellen Interview. Hingegen sagte Unionsfraktionsvize Hermann Gröhe dem Blatt, die auch von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) vertretene Widerspruchslösung gehe an den eigentlichen Problemen vorbei.

Textgröße ändern:

Notwendig sei ein "Paradigmenwechsel bei den rechtlichen Bedingungen für die Organspende", sagte Lauterbach, der mit einer Gruppe weiter Abgeordnete eine sogenannte doppelte Widerspruchslösung anstrebt, bei der alle Bürger automatisch als Spender gelten sollen, wenn sie zuvor nicht aktiv widersprochen haben.

Spahns Amtsvorgänger Gröhe tritt für die "Entscheidungslösung" ein, bei der die Bürger bei Arztbesuchen, Ausweisverlängerungen und Behördengängen um eine Entscheidung gebeten und daran erinnert werden sollen. Es gebe "kein Zustimmungs-, sondern ein Umsetzungsproblem".

Bei jenen Patienten, "bei denen 2018 der Hirntod festgestellt wurde und die grundsätzlich als Organspender in Frage kamen, lag die Zustimmung durch Spenderausweis oder Angehörigenauskunft bei 75 Prozent", sagte Gröhe. Die Widerspruchslösung stelle zudem das grundgesetzlich geschützte Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen in Frage.

"Durch die Widerspruchslösung bringt man Menschen dazu, sich überhaupt erst die Frage zu stellen, ob sie spenden wollen oder nicht", sagte Lauterbach hingegen. Dies sei kein Angriff auf die Selbstbestimmung. "Wir bekommen gerne Organe aus Ländern, die die Widerspruchslösung praktizieren", argumentierte der SPD-Politiker.

"Sollte der Bundestag sich gegen die Widerspruchslösung aussprechen, müssten wir darauf verzichten, Organe aus solchen Ländern in Deutschland zu transplantieren". Der Bundestag entscheidet am Donnerstag über die beiden konkurrierenden Anträge in namentlicher Abstimmung. Dabei gilt kein Fraktionszwang.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: