Stuttgarter Oberbürgermeister Kuhn verzichtet überraschend auf neue Kandidatur
Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) wird bei der nächsten Wahl im November nicht erneut kandidieren. Das gab der 64-Jährige nach Angaben der Stadtverwaltung sowie seiner Partei am Dienstag überraschend in der baden-württembergischen Hauptstadt bekannt. Er verwies dabei auf persönliche Gründe.
Kuhn war im Oktober 2012 gewählt worden und amtiert seit 2013. Er war der erste und für viele Jahre einzige grüne Oberbürgermeister einer deutschen Landeshauptstadt. Im November 2019 kam mit Belit Onay in Hannover ein weiterer Vertreter der Partei dazu, dem dies gelang. In Stuttgart soll am 8. November ein neuer Rathauschef gewählt werden.
Kuhn gehörte über viele Jahre hinweg zur Bundesspitze der Grünen. Er war unter anderem von 2000 bis 2002 deren Bundeschef und von 1005 bis 2009 Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Bis 2012 war der im Allgäu geborene frühere Professor für Kommunikation Bundestagsabgeordneter. Er gab sein Mandat auf, als er bei der Oberbürgermeisterwahl antrat.
Der Stuttgarter Kreisverband der Grünen zeigte sich von Kuhns Entscheidung am Dienstag überrascht und kündigte an, eine Findungskommission mit der Suche nach einem alternativen Kandidaten zu betrauen. Kuhns "persönliche Entscheidung" werde aber respektiert, erklärte der Kreisverband.
Ähnlich äußerte sich der Grünen-Landesverband. Die Vorsitzenden Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand teilten mit, sie hätten "großen Respekt" vor Kuhns Entschluss. Die Partei habe als stärkste Fraktion im Gemeinderat auch weiter den Anspruch, den Stuttgarter Oberbürgermeister zu stellen und werde den Wählern "ein personelles Angebot machen, das diesem Gestaltungsanspruch gerecht wird".
Stuttgarts Grünen-Kreisgeschäftsführerin Meike Günter sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Entscheidung sei für alle "sehr überraschend" gekommen. Ursprünglich sollten die Mitglieder des Kreisverbands Ende Januar ihren Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl nominieren. Nun soll eine Findungskommission "ergebnisoffen" nach einem anderen Kandidaten suchen.
Der frühere Grünen-Bundeschef Reinhard Bütikofer brachte am Dienstag bereits den ehemaligen Parteivorsitzenden Cem Özedemir als möglichen Kandidaten ins Spiel. "Auf der Liste der Namen von Grünen, die das für uns gewinnen könnten, steht der von Cem Özdemir sicher ganz vorn", sagte Bütikofer dem Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Özdemir hatte den Parteivorsitz nach rund neun Jahren Anfang 2018 angegeben und sich im September vergangenen Jahres erfolglos um das Amt des Grünen-Fraktionsvorsitzes im Bundestag beworben. Seither ist er ohne gewichtiges Amt. Zuletzt mehrten sich in der Partei Forderungen, ihm wieder eine zentralere Rolle zu geben. Auch Özdemir stammt wie Kuhn und Bütikofer aus Baden-Württemberg.
(M.Dylatov--DTZ)