Deutsche Tageszeitung - Lambrecht will Ermittlern Herstellung gefakter Kinderpornografie erlauben

Lambrecht will Ermittlern Herstellung gefakter Kinderpornografie erlauben


Lambrecht will Ermittlern Herstellung gefakter Kinderpornografie erlauben
Lambrecht will Ermittlern Herstellung gefakter Kinderpornografie erlauben / Foto: ©

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) unterstützt das Vorhaben der Koalitionsfraktionen, verdeckten Fahndern die Herstellung kinderpornografischer Fake-Inhalte zu erlauben. "Die Ermittler sollen künftig computergenerierte Bilder verwenden können, wenn sich die Taten nicht anders aufklären lassen", sagte Lambrecht der "Welt". Damit sollen sich die Fahnder Zutritt zu einschlägigen Darknet-Foren verschaffen können.

Textgröße ändern:

Die computergenerierten Bilder sähen echten Bildern täuschend ähnlich, zeigten aber niemals echte Kinder, betonte Lambrecht. "Hierfür schaffen wir jetzt die rechtliche Grundlage. Wir dürfen nie vergessen, dass hinter kinderpornografischen Bildern schreckliche Missbrauchstaten an Kindern stehen." Sie wolle deshalb den Ermittlern "alle rechtsstaatlich zulässigen Instrumente an die Hand geben, damit die Täter, aber auch die Hintermänner und Portalbetreiber schnell ermittelt und verurteilt werden können".

Die Rechtspolitiker der Koalition hatten sich im Oktober darauf verständigt, in das bereits in den Bundestag eingebrachte Gesetz zum Cybergrooming die Regelung zu den Fake-Fotos der Ermittler aufzunehmen. Das Gesetz solle noch vor Weihnachten verabschiedet werden, sagte der SPD-Rechtsexperte Johannes Fechner der "Welt".

"Wenn wir es mit der Bekämpfung von Kindesmissbrauch im Netz ernst meinen, dann müssen die Ermittler über die nötigen technischen und rechtlichen Mittel verfügen", sagte die rechtspolitische Sprecherin der Union, Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU).

Auch die FDP sprach sich trotz Bedenken für das Vorhaben aus. "Ziel sollte es eigentlich sein, das Internet von kinderpornografischem Material zu befreien, und nicht, es mit computergeneriertem Material anzureichern", sagte FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae. Dennoch seien computergenerierte Inhalte ein geeignetes Mittel zur Bekämpfung von Kinderpornografie im Internet, das den Ermittlern nicht vorenthalten werden sollte.

Ablehnung gab es bei den Grünen. Die Ermittlungen bei Kindesmissbrauch sollten zwar gestärkt werden, Straftaten sollten aber nicht mit Straftaten bekämpft werden, sagte die Rechtspolitikerin Canan Bayram. Sie fürchtet, dass die Nutzung von computergeneriertem Missbrauchsmaterial für verdeckte Ermittlungen die Eintrittsschwelle in illegale Foren erhöhen könnte.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, sprach sich für ein behutsames Vorgehen aus. Missbrauchsdarstellungen sollten nur als Ultima Ratio in Umlauf gebracht werden. Darüber müssten im Einzelfall die Richter entscheiden. Bei der Art und Schwere der computergenerierten Missbrauchsdarstellungen müsse es aber ethische Grenzen geben.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Früherer Gesundheitsminister Jens Spahn will wieder Minister werden

Der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn will in einer CDU-geführten Bundesregierung wieder ein Ministeramt übernehmen. "Ich würde gerne mitmachen in dem Team, das da regieren könnte", sagte der CDU-Politiker dem Portal Table.Briefings laut einer Mitteilung vom Freitag. "Bundesminister zu sein ist eine der größten Ehren, die es gibt."

Kandidatin für Linken-Vorsitz: In Partei steckt noch "sehr viel Kraft"

Die Kandidatin für den Linken-Vorsitz, Ines Schwerdtner, hat trotz der schwachen Ergebnisse bei den jüngsten Landtagswahlen weiterhin Hoffnung für ihre Partei. "Ich glaube, dass in der Partei noch sehr, sehr viel Kraft steckt", sagte Schwerdtner am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". "Wir müssen nur wieder die Leute davon überzeugen, dass wir auch wieder in Wahlen etwas für sie gewinnen können."

Netanjahu nennt Tötung von Hamas-Chef Sinwar "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges

Die Tötung von Hamas-Chef Jahja Sinwar ist nach Worten des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu der "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges. "Jahja Sinwar ist tot", sagte Netanjahu in einer Videobotschaft am späten Donnerstagabend in englischer Sprache. "Das ist zwar nicht das Ende des Krieges in Gaza, aber der Anfang vom Ende." Laut Armee töteten israelische Soldaten den Chef der radikalislamischen Palästinensergruppe am Mittwoch bei einem Einsatz im südlichen Gazastreifen. Westliche Staaten äußerten nach dem Tod Sinwars Hoffnung auf ein Ende des Konfliktes.

Grüne Jugend wählt nach Eklat neue Führungsspitze

Die Grüne Jugend kommt ab Freitag (17.30 Uhr) in Leipzig zu ihrem dreitägigen Bundeskongress zusammen. Nach dem Eklat um den Rücktritt und die Abkehr der Partei des bisherigen Vorstands steht vor allem am Samstag die Neuwahl der Führungsspitze der Grünen-Nachwuchsorganisation auf der Tagesordnung. Um den Vorsitz der Grünen Jugend bewerben sich Jette Nietzard und der Fridays-for-Future-Mitbegründer Jakob Blasel.

Textgröße ändern: