Sidama-Volksgruppe in Äthiopien stimmt über eigene Region ab
Die Volksgruppe der Sidama hat am Mittwoch über die Gründung einer eigenen Region innerhalb des Vielvölkerstaates Äthiopien abgestimmt. Rund 2,3 Millionen der mehr als 100 Millionen Einwohner Äthiopiens waren aufgerufen, sich an diesem Referendum zu beteiligen. Bislang ist Äthiopien in neun halb-autonome Regionen unterteilt. Wenn die Sidama wie erwartet für die Gründung einer neuen Region stimmen sollten, würde es künftig zehn Regionen geben. Sollten dann weitere derartige Referenden abgehalten werden, könnte dies zu einer schwer zu kontrollierende Destabilisierung des Landes führen.
Die Beteiligung an der Volksabstimmung war schon in den Morgenstunden lebhaft. Der 27-jährige Fantahun Hatiso sagte in der Regionalhauptstadt Hawassa: "Die Aufregung vor diesem Tag, der meinem Volk Freiheit und Frieden bringen wird, hat mich wachgehalten." Das Ergebnis der Abstimmung soll ab Donnerstag bekanntgegeben werden.
Bislang sind die Sidama eine der Volksgruppen, die in der Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker (SNNPR) unter anderen Volksgruppen leben. Bei schweren Auseinandersetzungen wurden im Juli in dieser Region mehrere dutzend Menschen getötet. Die Regierung in Addis Abeba unterstellte die Region daraufhin einer Kontrolle durch Polizei- und Armee-Einheiten des Zentralstaates.
Für den Fall einer Loslösung der Sidama von der bisherigen Region SNNPR ist ungeklärt, wo sich auf Dauer die Regionalhauptstadt befinden soll. Derzeit ist Hawassa die Hauptstadt der bestehenden Region. In Hawassa herrscht ethnische Vielfalt, nur rund die Hälfte der Einwohner sind Sidama.
Die Verfassung Äthiopiens sieht vor, dass die Regierung jeder ethnischen Gruppe den Weg zu einer Volksabstimmung ebnen muss. Allein im Süden Äthiopiens haben schon zehn weitere Volksgruppen ein entsprechendes Verfahren auf den Weg gebracht.
Das Auswärtige Amt in Berlin rät in seinen aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen für Äthiopien, das Gebiet der Sidama und umliegende Regionen bis auf Weiteres zu meiden.
(I.Beryonev--DTZ)