Deutsche Tageszeitung - Bundesregierung will deutschen Investitionsboom in Afrika erreichen

Bundesregierung will deutschen Investitionsboom in Afrika erreichen


Bundesregierung will deutschen Investitionsboom in Afrika erreichen
Bundesregierung will deutschen Investitionsboom in Afrika erreichen / Foto: ©

Angesichts der chinesischen Wirtschaftsoffensive auf dem afrikanischen Kontinent will die Bundesregierung mit einem deutschen Investitionsboom nachziehen. "Wir kommen ja von einem relativ geringen Niveau, wenn man uns mit China und anderen Ländern vergleicht", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag zur Eröffnung eines zweitägigen Treffens mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs in Berlin. Sie zog eine Zwischenbilanz der 2017 gestarteten Initiative "Compact with Africa" (CwA). Derzeit lägen Anträge in Höhe von einer Milliarde Euro vor. "Wir steigern uns," resümierte die Kanzlerin.

Textgröße ändern:

Merkel bescheinigte Afrika eine "wichtige Rolle" bei der Lösung globaler Fragen. "Ob es um Frieden, um Klimaschutz, um wirtschaftliche Entwicklung, Migration und andere große Fragen unserer Zeit geht", sagte Merkel und fügte hinzu: "Wir alle sind uns einig, dass Afrika mit seinen über 50 Staaten und einer wachsenden Bevölkerung bei der Lösung globaler Fragen eine wichtige Rolle zukommt". Die Kanzlerin würdigte dabei die im Juli getroffene Entscheidung für ein afrikanisches Freihandelsabkommen als "wegweisenden Beschluss".

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erklärte, die Förderung afrikanischer Mittelständler sei "auf den Weg gebracht". Es seien "neue Kooperationsangebote für Unternehmen im Bereich Digitales und bei der beruflichen Bildung geschaffen". Der Entwicklungsminister unterzeichnete nach eigenen Angaben mit Siemens-Chef Joe Kaeser, SAP und mehreren mittelständischen Unternehmen Vereinbarungen für neue Investitionen. Als Beispiele nannte er Verträge für die Wasserversorgung in Tunesien und für den Ausbau einer Textilfabrik in Ghana mit 1500 neuen Arbeitsplätzen. Durch Vorhaben einer Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung entstünden weitere 70.000 Arbeits- und 32.000 Ausbildungsplätze.

Für Afrika wird bis 2050 eine Verdoppelung der Bevölkerung vorausgesagt. "Die künftigen Wachstumsmärkte liegen in Afrika", sagte der Entwicklungsminister der "Passauer Neuen Presse". "Niemand kümmert sich konsequent genug um die Unternehmen, die schon heute versuchen, in Afrika gegen Staatskonzerne aus China, risikofreudige indische Unternehmer oder bestens unterstützte französische Unternehmen zu bestehen", sagte Müller den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "So darf es nicht bleiben."

Ziel der während des deutschen G20-Vorsitzes 2017 gestarteten Initiative "Compact with Africa" (CwA) ist es, die Investitionsbedingungen in afrikanischen Staaten zu verbessern und dadurch die Wirtschaft anzukurbeln. Nach einer Investorenkonferenz im Haus der deutschen Wirtschaft in Berlin war am Dienstag auch eine Compact-Konferenz im Kanzleramt mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs geplant.

Deutschland unterstützt einige der zwölf Compact-Staaten durch eine engere Zusammenarbeit. Seit 2018 sind laut Merkel Exporte in Compact-Länder in Höhe von 330 Millionen Euro durch Bundesgarantien abgesichert worden. Deutschland hat mit etlichen der CwA-Staaten inzwischen "Reformpartnerschaften" geschlossen, zunächst 2017 mit Tunesien, Ghana und der Elfenbeinküste. Zuletzt kamen Senegal und Äthiopien hinzu.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) monierte, es seien "noch zu wenige" deutsche Unternehmen, die "den Schritt nach Afrika gegangen" seien. Daher werde die Außenwirtschaftsförderung für Afrika weiter ausgebaut, erklärte der Minister. Altmaier nannte als Beispiele die Verbesserung der Bedingungen für Hermes-Garantien, die Absicherung von Zinsrisiken und eine Mithilfe für Unternehmen zum Markteintritt. Deutsche Unternehmen investierten laut dem Wirtschaftsministerium im vergangenen Jahr knapp zwei Milliarden Euro in Afrika.

Eine Reihe von Hilfsorganisationen kritisierte die Afrika-Politik der Bundesregierung. Was die afrikanischen Länder bräuchten, sei "eine gezielte Unterstützung ihrer kleinen und mittelständischen Wirtschaft", forderte der Bundesverband entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen Venro. Die Ausrichtung der Investitions-Initiative CwA verfehle "schon im Kern das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung", erklärte der Verband der Hilfsorganisationen.

Auch die Hilfsorganisation Brot für die Welt kam mit Partnerorganisationen zu dem Schluss, dass "die Bundesregierung bei privaten Investitionen auf die Unterstützung kleinerer und mittlerer afrikanischer Unternehmen statt auf Großunternehmen aus dem Ausland setzen" sollte.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: