Türkei und Trump werfen syrischen Kurden Freilassung von IS-Anhängern vor
US-Präsident Donald Trump und die Türkei haben die syrischen Kurden bezichtigt, Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) freizulassen. Die Türkei veröffentlichte am Montag Fotos und Videos, die belegen sollen, dass IS-Kämpfer aus einem Gefängnis in der syrischen Grenzstadt Tal Abjad freigelassen wurden. Trump warf den Kurden vor, damit die USA in den Konflikt hineinziehen zu wollen.
Seit Beginn der türkischen Offensive besteht die Befürchtung, dass die tausenden inhaftierten IS-Anhänger die Chance zur Flucht nutzen. "Die Kurden könnten dabei sein, einige freizulassen, um uns zum Eingreifen zu zwingen", schrieb Trump nun im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Die IS-Anhänger könnten aber "leicht von der Türkei oder den europäischen Staaten, aus denen sie stammen, eingefangen werden, doch müssen sie schnell handeln".
Die Verwaltung der kurdischen Autonomieregion in Nordsyrien hatte am Sonntag gemeldet, dass in der Folge der türkischen Offensive gegen die kurdische YPG-Miliz fast 800 Frauen und Kinder von IS-Kämpfern aus einem Lager bei Ain Issa entwichen seien. Die Türkei wies die Angaben als falsch zurück. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einer "Desinformationskampagne", die den Westen "provozieren" solle.
Verteidigungsminister Hulusi Akar sagte am Montag, es gebe nur ein Gefängnis mit IS-Anhängern im Kampfgebiet. Als die türkischen Truppen dorthin gelangt seien, hätten sie gesehen, dass es von den kurdischen Kämpfern geleert worden sei. Sie hätten "Fotos und Videos", sagte Akar. Kurz darauf veröffentlichte die Regierung entsprechende Aufnahmen aus einem Gefängnis in der Stadt Tal Abjad, die die Armee am Sonntag erobert hatte.
"Die türkischen Streitkräfte haben heute ein Gefängnis in Tal Abjad in der Erwartung gestürmt, die dort inhaftierten IS-Terroristen in Haft zu nehmen", erklärte ein Regierungsvertreter. "Bevor sie dorthin kamen, ließen die PKK/YPG-Terroristen die IS-Kämpfer frei, um in der Region Chaos zu verbreiten." Dies zeige den Irrsinn, einer Terrorgruppe die Aufsicht über eine andere anzuvertrauen, erklärte der Regierungsvertreter.
Schon am Vortag hatten Angehörige von französischen Insassen des Lagers in Ain Issa gesagt, diese seien zum Verlassen des Camps gezwungen worden. "Die kurdischen Wachen haben den ausländischen Frauen die Türen geöffnet und sie aufgefordert, das Camp zu verlassen", sagte eine Frau der Nachrichtenagentur AFP, die am Telefon mit ihrer 24-jährigen Tochter gesprochen hatte, die seit eineinhalb Jahren in Ain Issa inhaftiert war.
(V.Sørensen--DTZ)