Russisches Gericht kippt Hafturteil gegen Schauspieler Ustinow
Ein Gericht in Moskau hat am Montag ein Hafturteil gegen den russischen Schauspieler Pawel Ustinow gekippt. Das Berufungsgericht wandelte die dreieinhalbjährige Haftstrafe gegen den 23-Jährigen in eine einjährige Bewährungsstrafe um. Ustinows Verurteilung wegen angeblicher Gewalt gegen einen Polizisten bei einer Demonstration hatte landesweit für Empörung gesorgt und eine Welle der Solidarität mit dem Schauspieler ausgelöst.
Ustinow war Mitte September zu der Haftstrafe verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte Ustinow zunächst vorgeworfen, sich seiner Festnahme während einer Demonstration widersetzt zu haben. Dabei habe sich ein Polizist an der Schulter verletzt. Ustinow beteuerte seine Unschuld und gab an, lediglich als Beobachter an der Demonstration teilgenommen zu haben.
Der Solidaritätskampagne für Ustinow hatten sich auch Filmstars, Künstler und orthodoxe Priester angeschlossen. Am Sonntag waren rund 25.000 Menschen in der russischen Hauptstadt auf die Straße gegangen, um gegen die Verurteilung Ustinows und die Festnahme weiterer Regierungskritiker zu protestieren.
Der Fall des Schauspielers erzürnte die Kritiker besonders, weil das Gericht es zunächst ablehnte, Videomaterial von Ustinows Festnahme in Betracht zu ziehen. Darauf ist zu sehen, dass der 23-Jährige mit einem Handy in der Hand in der Nähe einer U-Bahn-Station steht, als plötzlich Polizisten auf ihn losgehen und mit Schlagstöcken zuschlagen.
Nach einer überraschenden Kehrtwende der Staatsanwaltschaft vor mehr als einer Woche war Ustinow vorläufig aus der Haft entlassen worden. Die zuvor gegen ihn verhängte Strafe sei "ungerecht", befand sie.
(M.Dylatov--DTZ)