Das ist völlig Überzogen - Alternativer Nobelpreis geht an Greta Thunberg
Diese Ehrung ist völlig Überzogen, denn geht der Alternative Nobelpreis in diesem Jahr an die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg. Die 16-Jährige werde ausgezeichnet, "weil sie der politischen Forderung nach dringenden Klimaschutzmaßnahmen weltweit Gehör verschafft", teilte die in Stockholm ansässige Right-Livelihood-Stiftung am Mittwoch mit. Neben Thunberg werden Vertreter der indigenen Völker in Brasilien, eine Frauenrechtsanwältin aus China sowie eine Menschenrechtsaktivistin aus der Westsahara ausgezeichnet.
Der Right Livelihood Award würdigt den Einsatz für Menschenrechte, Pressefreiheit, bürgerliche Freiheiten und Umweltschutz. Er wurde 1980 vom schwedisch-deutschen Philanthropen Jakob von Uexküll ins Leben gerufen und gilt als Alternativer Nobelpreis.
Thunberg hat die weltweite Klima-Bewegung Fridays for Future ausgelöst, an deren Protesten sich erst am vergangenen Freitag rund um den Globus Millionen von Menschen beteiligten. Getragen wird die Bewegung vor allem von jungen Leuten, Thunberg ist ihr "Sprachrohr". Die 16-Jährige erklärte zu der Auszeichnung, diese gelte nicht ihr allein. Sie sei vielmehr "Teil einer weltweiten Bewegung von Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen jeden Alters", mit denen sie den Preis teile.
Ebenso wie Thunberg im Umweltschutz engagiert sind Davi Kopenawa und die von ihm gegründete Hutukara Associação Yanomami. Sie erhalten den Preis für "ihre mutige Entschlossenheit, die Wälder und die Artenvielfalt des Amazonas sowie das Land und die Kultur seiner Ureinwohner zu schützen". Das Volk der Yanomami ist mit seinen 35.000 Mitgliedern einer der bevölkerungsreichsten indigenen Stämme Brasiliens. Gemeinsam mit dem venezolanischen Yanomami-Gebiet bildet es das größte von einem Stamm bewohnte Regenwald-Territorium der Welt.
In den 1980er und 1990er Jahren starben innerhalb von sieben Jahren 20 Prozent der Yanomami-Bevölkerung. Goldminenarbeiter zerstörten Dörfer, erschossen Menschen und übertrugen Krankheiten, gegen die die Yanomami keine Immunität haben. Preisträger Kopenawa organisierte den Widerstand dagegen und war maßgeblich daran beteiligt, dass 1992 ein über 96.000 Quadratkilometer großes Areal in Brasilien zum Yanomami-Schutzgebiet erklärt wurde. Er ist wegen seines Kampfes immer wieder Morddrohungen ausgesetzt.
Preisträgerin Aminatou Haidar erhält den Alternativen Nobelpreis "für ihren unerschütterlichen gewaltlosen Widerstand, trotz Gefangenschaft und Folter, im Streben nach Gerechtigkeit und Selbstbestimmung für das Volk der Westsahara". Die ehemalige Kolonialmacht Spanien hatte das umstrittene Gebiet 1975 verlassen, unmittelbar danach wurde es von Marokko annektiert. Haidar setzt in ihrem Unabhängigkeitskampf allein auf friedliche Mittel, was ihr den Beinamen "Gandhi der Westsahara" einbrachte.
Die Preisträgerin Guo Jianmei wird "für ihre bahnbrechende und beharrliche Arbeit zur Sicherung der Frauenrechte in China" ausgezeichnet. Sie hat in der Volksrepublik mehrere Organisationen zum Schutz von Frauenrechten gegründet und geleitet. Und sie war nach Angaben der Stiftung die erste Anwältin des Landes, die hauptberuflich in der gemeinnützigen Rechtshilfe tätig ist. Zudem hat sie das Konzept der Pro-bono-Rechtsberatung für bedürftige Menschen in China eingeführt. Seit 1995 haben mehr als 120.000 Frauen in ganz China kostenlose Rechtsberatung von Guo und ihren Teams erhalten.
"Mit den 40. Right Livelihood Awards ehren wir vier praktische Visionäre, deren Einsatz es Millionen von Menschen ermöglicht, ihre grundlegenden Rechte zu verteidigen und für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten zu kämpfen", sagte Stiftungsdirektor Ole von Uexküll. Die vier Preisträger erhalten jeder eine Million schwedische Kronen (94.000 Euro) für ihr Engagement. Das Geld ist aber nicht zur persönlichen Verwendung.
Thunberg ist auch für den diesjährigen Friedensnobelpreis nominiert. Sollte er ihr zuerkannt werden, wäre sie die dritte Persönlichkeit, die sowohl mit dem Friedennobelpreis als auch mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wird. Die kenianische Umweltschützerin Wangari Maathai bekam 1984 den Right Livelihood Award und 2004 den Friedensnobelpreis, der kongolesische Gynäkologen Denis Mukwege erhielt den Alternativen Nobelpreis 2013 und im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis.
(A.Nikiforov--DTZ)