Pariser Klima-Kundgebung von Ausschreitungen überschattet
Eine Klimademonstration in Paris mit rund 15.000 Teilnehmern ist am Samstag von Gewalt von Linksradikalen überschattet worden. "Gewaltbereite" Mitglieder des sogenannten Schwarzen Blocks mischten sich nach Behördenangaben unter die Teilnehmer der Klimakundgebung, zündeten Abfalleimer an und schlugen Scheiben ein. Die Polizei setzte Tränengas ein, es gab mehr als 160 Festnahmen. Zwei der Veranstalter forderten die Demonstranten wegen der Gewalt auf, nach Hause zu gehen.
In der französischen Hauptstadt fanden gleich drei Demonstrationen statt: An der Kundgebung "Für das Klima und die soziale Gerechtigkeit" nahmen nach Angaben der Veranstalter 50.000 Menschen teil, die Präfektur sprach von 16.000 Teilnehmern. Der Fachdienst Occurence, der für AFP und andere Medien Zählungen vornimmt, kam auf gut 15.000 Teilnehmer.
Zuvor gab es bereits eine Demonstration der sozialen Protestbewegung "Gelbwesten", am Nachmittag eine Gewerkschaftskundgebung gegen die Rentenreform der Regierung.
Die gewaltbereiten Demonstranten gingen zunächst zusammen mit den "Gelbwesten" auf die Straße und schlossen sich dann der Klimakundgebung an. Der Schwarze Block habe sich dann auf dem Boulevard Saint-Michel im Quartier Latin sehr schnell in die Klima-Demo eingereiht, teilten die Behörden mit.
Nachdem etwa 150 militante, teilweise maskierte Demonstranten Beamte beworfen, zwei Bankfilialen attackiert und Mülleimer sowie E-Scooter angezündet hätten, seien die Sicherheitskräfte eingeschritten, verlautete aus informierten Kreisen. Die Polizei setzte Tränengas ein und schoss mit nicht-tödlicher Munition, wie eine AFP-Reporterin berichtete.
Insgesamt nahmen laut Polizeipräfektur tausend "radikale" Demonstranten aus dem ultralinken Lager und von den Gelbwesten an der Kundgebung teil. Bis zum Abend wurden nach Polizeiangaben mehr als 160 Menschen festgenommen.
Zwei der Veranstalter, Greenpeace und Youth for Climate, riefen die Demonstranten angesichts der Ausschreitungen auf, nach Hause zu gehen. Greenpeace warf der Polizei vor, auch gegen friedliche Demonstranten, darunter Familien, Tränengas eingesetzt zu haben. Am Weltklimastreik am Freitag hatten sich nur knapp 10.000 Menschen in Paris beteiligt.
Bereits am Samstagvormittag versammelten sich mehrere hundert "Gelbwesten" in Paris. Nach Angaben der Polizeipräfektur hatten einige Hämmer und Benzinkanister bei sich. Sicherheitskräfte setzten demnach Tränengas ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben, die in Richtung der Champs-Elysées unterwegs waren.
Für den Prachtboulevard war ein Demonstrationsverbot verhängt worden, da die Behörden Ausschreitungen befürchteten. Auch Touristen und Pariser, die Sehenswürdigkeiten besichtigen wollten, wurden von der Polizei zurückgedrängt. Einige Gebäude blieben am Tag des Denkmals geschlossen, unter anderem der Arc de Triomphe, der im Dezember von Demonstranten schwer beschädigt worden war.
Nach Polizeiangaben waren rund 7500 Sicherheitskräfte im Einsatz - so viele wie zuletzt am 1. Mai, als es in Paris schwere Krawalle gab. Auch Wasserwerfer und gepanzerte Fahrzeuge standen bereit. Polizisten in Uniform und in Zivil kontrollierten zahlreiche Menschen.
In Sicherheitskreisen war befürchtet worden, dass sich Mitglieder der "Gelbwesten" und Mitglieder des "Schwarzen Blocks, die alles zerstören wollen", zusammentun könnten. Auf Seiten der "Gelbwesten" äußerten einige Aktivisten die Hoffnung, dass es zu einem Zusammenschluss mit den Umweltaktivisten kommen könne. "Dieser Tag ist symbolisch für uns, für den Zusammenschluss der Kämpfe für das Klima, die Renten", sagte Eric, nach eigenen Angaben Mitglied der Gelbwesten aus dem südwestfranzösischen Toulouse.
Zu Klimaprotesten war auch in anderen französischen Städten wie Straßburg, Lyon und Bordeaux aufgerufen. In Lyon versammelten sich laut Präfektur rund 5000 Menschen. Umweltschützer gehen derzeit weltweit auf die Straße. Anlass ist der bevorstehende UN-Klimagipfel am Montag in New York.
(V.Korablyov--DTZ)