Familie steht für Deutsche mit Abstand an erster Stelle
Die Familie steht für die meisten Deutschen in der Rangfolge der wichtigsten Lebensbereiche weiterhin mit großem Abstand an erster Stelle. 77 Prozent äußerten in einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Allensbach-Instituts diese Auffassung, zwei Prozentpunkte weniger als vor drei Jahren. An zweiter Stelle folgt der Freundeskreis mit einem Anteil von zehn Prozent.
Erst deutlich danach folgt an dritter Stelle der Beruf mit einem Anteil von sechs Prozent vor Hobbys und sonstigen Interessen mit fünf Prozent. Insgesamt veränderten sich alle Werte im Laufe der zurückliegenden 14 Jahre nur wenig.
Die Rangfolge wird auch bei der Frage nach den wichtigsten Anforderungen an die Familienpolitik deutlich. An der Spitze liegt hier mit 67 Prozent die leichtere Vereinbarkeit von Familien und Beruf. 65 Prozent nannten an erster Stelle eine stärkere finanzielle Förderung von Familien mit kleinem Einkommen. Unter den Eltern mit minderjährigen Kindern liegt diese Forderung sogar an erster Stelle.
Stark ausgeprägt ist auch der Wunsch nach einer partnerschaftlichen Gestaltung des Familien- und Erwerbslebens, wenn auch mit Abstufungen. 43 Prozent befürworten ein Modell, bei dem der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit arbeitet - zugunsten einer stärkeren Rolle in Haushalt und Kinderbetreuung. Für eine ausgeglichene Verteilung sprechen sich 34 Prozent aus. 20 Prozent befürworten das traditionelle Modell, bei dem der Mann arbeitet und die Frau zu Hause bleibt.
Auf breite Zustimmung stoßen mit 85 Prozent die geltenden Regelungen zum Elterngeld. Bei den Eltern mit minderjährigen Kindern liegt die Zustimmungsrate sogar bei mehr als 90 Prozent. Auch das "Starke-Familien-Gesetz" der Bundesregierung wird mit deutlicher Mehrheit positiv bewertet.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) wertete die Umfrageergebnisse als Bestätigung ihrer Arbeit. "Mit dem ’Gute-Kita-Gesetz’ und dem ’Starke-Familien-Gesetz’ haben Bundesfamilienministerium und Bundesregierung genau den Bedarf der Eltern getroffen und sind auch aus Sicht der Gesamtbevölkerung die richtigen Herausforderungen angegangen", erklärte Giffey in Berlin. Als nächstes sollten nun die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessert und der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder gemeinsam mit den Ländern vorbereitet und bis 2025 eingeführt werden.
Auch bessere Rahmenbedingungen für mehr Partnerschaftlichkeit bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nannte Giffey erneut als wichtiges Ziel. "Mit dem Elterngeld, ElterngeldPlus und dem Partnerschaftsbonus ermöglichen wir bereits, die verschiedenen Wünsche unter einen Hut zu bringen", erklärte die Ministerin weiter. Sie wolle aber "die Angebote noch attraktiver und flexibler gestalten".
Kritisch beurteilt dagegen die Linken-Familienexpertin Katrin Werner die Lage. "Über vier Millionen Kinder wachsen in Deutschland in Armut auf. Sie haben geringere Bildungschancen, weniger Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten und nicht genug Geld für gesundes Essen", erklärte sie in Berlin. Werner forderte mehr Unterstützung für Familien mit geringen Einkommen sowie die Einführung einer Kindergrundsicherung.
(U.Beriyev--DTZ)