Deutsche Tageszeitung - Scharfe Kritik an möglicher Datenspeicherung von Schiffs- und Bahnkunden

Scharfe Kritik an möglicher Datenspeicherung von Schiffs- und Bahnkunden


Scharfe Kritik an möglicher Datenspeicherung von Schiffs- und Bahnkunden
Scharfe Kritik an möglicher Datenspeicherung von Schiffs- und Bahnkunden / Foto: ©

Überlegungen auf EU-Ebene zur Speicherung von Passagierdaten im Bahn-, Schiffs- und Fernbusverkehr stoßen auf deutliche Kritik. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) positionierte sich am Freitag ebenso dagegen wie Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz. Schon die bestehende Speicherung von Flugpassagierdaten sei problematisch, sagte Kelber. Die Bundesregierung hat allerdings noch keine einheitliche Haltung zu dem Vorschlag entwickelt.

Textgröße ändern:

Über die Ausweitung der Fluggastdatenspeicherung auf andere Verkehrsmittel wird in der EU schon länger diskutiert. Im Juli hatte sich bereits Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) kritisch dazu geäußert. Die Zeitungen der Funke-Mediengruppe zitierten am Freitag aus einem vertraulichen Bericht des EU-Rats, für den Vorstoß der finnischen Ratspräsidentschaft habe es "breite Unterstützung" gegeben.

Der Datenschutzbeauftragte Kelber sagte hingegen den Funke-Zeitungen, statt die Regelung vom Luftverkehr noch auf weitere Verkehrsmittel auszudehnen, sollten vorrangig die vorhandenen Rechtsakte zu den Passagierdaten grundrechtskonform nachgebessert werden. Die Verarbeitung von Passagierdaten zu Sicherheitszwecken sehe er "grundsätzlich kritisch". Hier entstehe "ein riesiger, über viele Jahre verfügbarer Datenvorrat, aus dem umfassende Reiseprofile erstellt werden könnten".

"Mit der ausufernden staatlichen Datensammelwut muss endlich Schluss sein", erklärte von Notz in Berlin. "Durch sie bekämpft man keinen Terrorismus, sondern höhlt den eigenen Rechtsstaat aus." Schon die bestehende Fluggastdatenspeicherung stelle einen "völlig unverhältnismäßigen Eingriff in die Grundrechte" der Europäer dar und setze die Unschuldsvermutung außer Kraft.

Das "massive, anlasslose Horten" erhöhe die Sicherheit nicht, kritisierte von Notz weiter. Die Fluggastdatenspeicherung sei sicherheitspolitisch sogar kontraproduktiv, "da sie erhebliche Mengen Personal bindet und den Blick für tatsächliche Gefahren und eine zielgerichtete polizeiliche Abwehr erschwert". Die Bundesregierung müsse die Ausweitung auf andere Verkehrsträger ablehnen.

Bislang hat die Regierung keine Haltung in der Debatten festgelegt. "Die Willensbildung zur Frage der Einbeziehung weiterer Verkehrsträger ist innerhalb der Bundesregierung noch nicht abgeschlossen, und es gibt dafür auch keine Zeitplanung", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums den Funke-Zeitungen.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: