Mindestens zehn Tote und mehr als 40 Verletzte bei Selbstmordanschlag in Kabul
Bei einem Selbstmordanschlag in Kabul sind am Donnerstag mindestens zehn Menschen getötet worden, darunter auch ein US-Soldat. Bei der Explosion eines Kleinbusses im stark gesicherten Bezirk Schasch Darak seien zudem mehr als 40 Menschen verletzt worden, teilte das afghanische Innenministerium mit. Unter den Todesopfern war auch ein rumänischer Soldat, wie die Nato mitteilte. Zu der Tat bekannten sich die radikalislamischen Taliban.
Bei dem Selbstmordattentat seien mindestens zehn Zivilisten getötet und 42 weitere verletzt worden, sagte der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Nasrat Rahimi. Der Direktor des nahe des Anschlagsortes gelegenen Wasir-Akbar-Chan-Krankenhauses, Farid Ahmed Karimi, sagte allerdings der Nachrichtenagentur AFP, unter den Toten und Verletzten seien neben Zivilisten auch Sicherheitskräfte. Die US-geführte Nato-Mission in Kabul erklärte, zwei ihrer Soldaten seien in Kabul getötet worden, neben dem Rumänen auch ein US-Amerikaner.
Der rumänische Soldat sei nahe der besonders stark gesicherten Grünen Zone in Kabul auf Patrouille gewesen, teilte das rumänische Außenministerium mit. Rumänien beteiligt sich derzeit mit 760 Soldaten an der Nato-Mission in Afghanistan.
Massud Sasai, der gegenüber des Anschlagsortes ein Fotostudio betreibt, sagte, die Wucht der Explosion habe ihn in seinem Laden vom Stuhl gehauen. "Ich bin wenige Augenblicke nach dem Anschlag hinausgegangen, die Straße dort war voller Trümmer und Leichen."
Zu dem Anschlag vom Donnerstag bekannten sich die Taliban. Der Selbstmordattentäter habe zwölf "ausländische Invasoren" mit in den Tod gerissen, schrieb Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Der Anschlag wurde im Bezirk Schasch Darak verübt. In dem an die Grüne Zone angrenzenden, ebenfalls stark gesicherten Bezirk hat unter anderem der afghanische Geheimdienst seinen Sitz.
Die Taliban verhandeln derzeit mit den USA über ein Friedensabkommen und haben bereits eine Grundsatzeinigung erzielt. Veröffentlichten Auszügen der Vereinbarung zufolge wollen die USA rund 5000 der insgesamt 13.000 Soldaten von fünf Stützpunkten in Afghanistan abziehen, wenn die Taliban ihre Zusagen hinsichtlich der Sicherheit des Landes einhalten.
Die afghanische Regierung meldete am Mittwoch allerdings erneut Bedenken hinsichtlich des geplanten Friedensabkommens an und forderte mehr Informationen über die Ausgestaltung. Es bestünden noch zu viele Unsicherheiten darüber, wie sich die Vereinbarung auf die Zukunft des Landes auswirke, bekräftigte Präsidentenberater Wahid Omar am Donnerstag vor Journalisten. Das afghanische Volk sei bereits in der Vergangenheit "Zeuge der Folgen überhasteter Vereinbarungen" geworden.
Tatsächlich befürchten viele Afghanen eine Rückkehr der Taliban an die Macht. Auch in den USA werden vermehrt Zweifel an dem geplanten Friedensabkommen laut.
Die Sicherheitslage am Hindukusch ist weiterhin instabil. So versuchten die Taliban am Samstag, Kundus, die Hauptstadt der gleichnamigen nordafghanischen Provinz, einzunehmen. In den Vororten der Stadt gibt es regelmäßig Kämpfe. Auch in Pul-e Chumri, der Hauptstadt der Nachbarprovinz Baghlan, starteten Aufständische am Sonntag eine Offensive.
Am Montag war ein rumänischer Mitarbeiter der Botschaft seines Landes bei einem Taliban-Angriff im Osten von Kabul getötet worden. Bei der Attacke in einer Wohngegend der afghanischen Hauptstadt starben insgesamt 16 Menschen.
(P.Tomczyk--DTZ)