Deutsche Tageszeitung - IKRK: Mehr als hundert Tote bei Angriff der Koalition auf Gefängnis im Jemen

IKRK: Mehr als hundert Tote bei Angriff der Koalition auf Gefängnis im Jemen


IKRK: Mehr als hundert Tote bei Angriff der Koalition auf Gefängnis im Jemen
IKRK: Mehr als hundert Tote bei Angriff der Koalition auf Gefängnis im Jemen / Foto: ©

Bei einem Luftangriff der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition im Jemen sind nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) mehr als hundert Menschen getötet worden. Getroffen wurde ein ehemaliges Universitätsgebäude, das übergangsweise als Gefängnis genutzt worden sei, teilte das IKRK am Sonntag mit. Der IKRK-Sektionschef im Jemen, Franz Rauchenstein, sprach von einem "schockierenden und traurigen" Vorfall. Die Militärkoalition erklärte, die Angriffe hätten einer Stellung der Huthi-Rebellen in Dhamar südlich der Hauptstadt Sanaa gegolten.

Textgröße ändern:

"Mehr als hundert Menschen wurden getötet", sagte Rauchenstein der Nachrichtenagentur AFP. Er rief zu einer "medizinischen Nothilfe" für die Opfer auf. "Ein solches Gebäude anzugreifen ist schockierend und traurig, die Gefangenen sind durch internationales Recht geschützt." Mindestens 40 Verletzte seien in mehrere Krankenhäuser in Dhamar gebracht worden.

Die Huthi-Rebellen hatten zuvor über ihren Fernsehsender Al-Masirah von "dutzenden" Toten und Verletzten gesprochen.

Rote-Kreuz-Helfer suchten fieberhaft nach weiteren Opfern unter den Trümmern. Allerdings seien die Chancen "sehr gering", noch lebende Menschen zu finden, sagte Rauchenstein. Das IKRK hatte nach eigenen Angaben Helfer mit medizinischem Bedarf und 200 Leichensäcken nach Dhamar geschickt. Videoaufnahmen, die AFP vorlagen, zeigten ein schwer beschädigtes Gebäude und Leichen unter Trümmern. Bulldozer räumten den Schutt zur Seite.

Laut einer vom saudiarabischen Fernsehsender Al-Echbarija verbreiteten Erklärung der Militärkoalition galten die Luftangriffe einer "militärischen Stellung, wo Drohnen und Raketen gelagert wurden".

Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten. 3,3 Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: