Bund der Forstleute fordert mindestens zwei Milliarden Euro für Waldrettung
Angesichts der massiven Waldschäden hat der Bund Deutscher Forstleute (BDF) mindestens zwei Milliarden Euro für Aufforstungs- und Waldumbaumaßnahmen in den kommenden zehn Jahren vom Bund gefordert. Mit dem Geld sollten unter anderem eine Milliarde neuer Jungbäume zur Wiederbewaldung abgestorbener Kahlflächen gepflanzt und zehntausend zusätzliche Forstleute eingestellt werden, erklärte der Verband am Mittwoch in Berlin. Die akute Krise mache einen "Marshallplan für den Wald" nötig.
Dazu gehört nach Wunsch des BDF auch die Gründung eines Bundesamts für Wald, das die anstehenden langfristigen Umbauaufgaben organisiert. Der Berufsverband der Forstarbeiter und Waldexperten hatte vor rund sechs Wochen angesichts von großflächigen Baumschäden durch langanhaltende Trockenheit und dadurch ausgelöste Folgeprobleme wie Schädlingsbefall einen "Klimanotstand" für den Wald in Deutschland ausgerufen. Dieser gelte inzwischen "leider" auch weltweit, ergänzte der BDF am Mittwoch.
Am Donnerstag will Bundesagrar- und Forstministerin Julia Klöckner (CDU) in Berlin mit Vertretern unterschiedlicher Verbände über Fachfragen im Zusammenhang mit Aufforstungs- und Hilfsmaßnahmen für Waldbesitzer beraten. Die Ergebnisse sollen der Vorbereitung eines sogenannten nationalen Waldgipfels im September auf höchster Ebene dienen. Auch Landespolitiker, Waldbesitzer sowie Umweltschützer warnen seit Wochen vor klimabedingten Waldschäden in bislang unbekanntem Ausmaß.
Nach Angaben des BDF gingen seit dem vergangenen Jahr bundesweit etwa 120.000 Hektar Wald verloren. Bis Ende des Jahres dürfte sich die Fläche durch fortgesetztes Absterben voraussichtlich auf 250.000 Hektar verdoppeln, erklärte der Verband, der auch die Gewerkschaft der Forstarbeiter ist. Dies entspräche der Fläche des Saarlands. Das Klima ändere sich schneller, als sich das Ökosystem Wald anpassen könne.
Der Verband verwies in diesem Zusammengang unter anderem auf längere Trockenperioden, veränderte Niederschlagsmuster und häufigere sowie schwerere Stürme. Problematisch sei die Lage inzwischen nicht nur für die relativ anfälligen reinen Nadelwaldbestände, sondern auch für die resistenteren Laubbaumarten wie Buchen. Diese vertrockneten in einem "so nicht erwarteten Maße", erklärte BDF-Bundesvorsitzender Ulrich Dohle.
Die Forstexperten verwiesen dabei auch die Bedeutung der Wälder für die Grundwasserbildung, den Hochwasserschutz und als Rohstoffquelle für Baumaterial und Möbel. Darüber hinaus komme dem Wald im Kampf gegen den Klimawandel strategische Bedeutung zu, weil er Kohlendioxid Dieser bindet.
Der BDF verband seine Forderungen nach staatlichen Hilfen für den Wald mit dem Appell an Politik und Bevölkerung, "konsequent die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen". Die Ziele des Weltklimaabkommens von Paris müssten "endlich" eingehalten werden, unter anderem durch mehr öffentlichen Nahverkehr, energiesparenderes Verhalten, Einsparungen beim Plastikverbrauch, alternative Energien und bewussteren Konsum.
Die Herausforderungen im Zusammenhang mit den Wiederaufforstungs- und Waldumbauprogrammen gelten als komplex. Sie reichen bis hin zu Fragen der Jagd und Entwicklungen auf dem Holzmarkt. Rehe und Hirsche fressen mit Vorliebe junge nachwachsende Bäume. Der BDF forderte die Jäger "eindringlich" auf, eine "waldfreundliche Jagd" zu gewährleisten. Die große Menge an Totholz habe die Holzpreise abrupt einbrechen lassen. Waldbesitzer könnten die Wiederaufforstung oft nicht bezahlen.
(S.A.Dudajev--DTZ)