Deutsche Tageszeitung - Polizist feuert bei Protesten in Hongkong erstmals Schuss ab

Polizist feuert bei Protesten in Hongkong erstmals Schuss ab


Polizist feuert bei Protesten in Hongkong erstmals Schuss ab
Polizist feuert bei Protesten in Hongkong erstmals Schuss ab / Foto: ©

Erstmals seit dem Beginn der Großkundgebungen der Demokratiebewegung in Hongkong Anfang Juni hat ein Polizist während einer Demonstration mindestens einen Schuss abgefeuert. Ein uniformierter Polizist habe "meinem Verständnis nach" im Bezirk Tsuen Wan einen Schuss abgegeben, sagte ein Polizeibeamter am Sonntag zu Journalisten in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Zuvor hatten AFP-Reporter bereits berichtet, dass die Polizei erstmals Wasserwerfer gegen die Demonstranten einsetzte.

Textgröße ändern:

Tausende Menschen hatten sich am Sonntag bei einem Sportstadion versammelt und waren im strömenden Regen nach Tsuen Wan marschiert, eine Vorstadtstadt in den Neuen Territorien im Nordwesten Hongkongs. Einige von ihnen errichteten Barrikaden und gruben Pflastersteine aus. Die Polizei setzte zunächst Tränengas ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Im Anschluss wurden die Wasserwerfer in Stellung gebracht. Die Polizei äußerte zunächst die Absicht, die Fahrzeuge nur bei einer "großangelegten öffentlichen Störung" einzusetzen.

In Hongkong gibt es seit drei Monaten Massendemonstrationen für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings. Die chinesische Regierung versucht seit Wochen mit einer Mischung aus Einschüchterung, Propaganda und wirtschaftlichem Druck die Proteste einzudämmen. Die Demonstranten bezeichnen dieses Vorgehen als "weißen Terror".

Zuletzt prangerten chinesische Staatsmedien die Hongkonger U-Bahn MTR dafür an, ein "exklusiver" Service für den Transport von Demonstranten zu sein. Am Sonntag schloss MTR U-Bahn-Stationen nahe dem Demonstrationsort in Tsuen Wan, bereits am Vortag waren einige Stationen gesperrt worden.

Bei einer zweiten Demonstration in der ehemaligen britischen Kronkolonie protestierten unterdessen hunderte Menschen gegen den Einsatz der Polizei gegen die Bevölkerung Hongkongs. Einige der Anwesenden waren Angehörige von Polizisten. "Erinnert Euch daran, Euer Job ist es, den Bewohnern von Hongkong zu dienen, nicht die Feinde Hongkongs zu sein", sagte die Ehefrau eines Polizisten. Nach Zusammenstößen am Samstag wurden zehn Menschen in Krankenhäuser eingeliefert, zwei in ernstem Gesundheitszustand.

Hongkong zählt zu den weltweit wichtigsten Handelsplätzen. Die Börse ist auch für Unternehmen vom chinesischen Festland unverzichtbar. Ein wichtiger Trumpf Hongkongs im internationalen Wirtschaftsverkehr ist der gesicherte Rechtsrahmen. Er beruht auf dem Grundlagengesetz, das bei der Übergabe der früheren britischen Kronkolonie an China 1997 in Kraft trat. Zentrale Pfeiler sind die Unabhängigkeit der Justiz, die in der Volksrepublik nicht gegeben ist, das Handelsregister, die Mechanismen zur Streitschlichtung und ein eigenes Zollsystem.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Panamas Präsident schließt Verhandlungen über Panamakanal aus

Der Präsident von Panama hat jegliche Verhandlungen mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump über den Panamakanal ausgeschlossen. "Es gibt nichts zu besprechen", sagte Präsident José Raúl Mulino am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. "Der Kanal ist panamaisch und gehört Panamaern. Es gibt keine Möglichkeit, irgendein Gespräch über diese Tatsache zu beginnen, die das Land Blut, Schweiß und Tränen gekostet hat."

Krankenhausdirektor im Gazastreifen meldet Tod von fünf Mitarbeitern bei Angriff

Bei einem israelischen Angriff im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben eines Krankenhausdirektors fünf seiner Mitarbeiter getötet worden. Bei dem Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus in Beit Lahia seien ein Kinderarzt, eine Laborantin, zwei Krankenwagenfahrer und ein Haustechniker ums Leben gekommen, erklärte Krankenhauschef Hossam Abu Safija am Donnerstag.

Aktivisten: Für zahlreiche Todesurteile verantwortlicher General in Syrien gefasst

Sicherheitskräfte der neuen Führung in Syrien haben Aktivisten zufolge einen General festgenommen, der für zahlreiche Todesurteile im berüchtigten Saidnaja-Gefängnis verantwortlich sein soll. General Mohammed Kandscho Hassan, der Chef der Militärjustiz unter der Herrschaft des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad Chef, sei mit 20 Begleitern in der Ortschaft Chirbet al-Maasa gefasst worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.

Früherer indischer Premierminister Singh gestorben

Der frühere indische Regierungschef Manmohan Singh ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Indiens Premierminister Narendra Modi bestätigte den Tod Singhs am Donnerstag im Onlinedienst X und erklärte, Indien betrauere den Verlust "eines seiner bedeutendsten Führer".

Textgröße ändern: