Flüchtlinge können Hilfsschiff "Ocean Viking" verlassen
Nach fast zwei Wochen auf dem Mittelmeer haben die 356 Flüchtlinge von dem Rettungsschiff "Ocean Viking" wieder festen Boden unter den Füßen. Am Freitagabend gingen die Geretteten in Malta an Land, nachdem Marinesboote sie von dem Schiff der Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée geholt hatten. Sechs EU-Staaten hatten sich zuvor zur Aufnahme der Menschen verpflichtet, darunter Deutschland.
Die "Ocean Viking" hatte die Menschen zwischen dem 9. und 12. August vor der libyschen Küste von vier Booten gerettet. Seither wartete das Rettungsschiff auf die Genehmigung zur Einfahrt in einen Hafen. Italien und Malta weigerten sich jedoch, das Schiff einlaufen zu lassen.
Erst am Freitag wurde mit der Zusage der sechs EU-Staaten schließlich eine Lösung gefunden. Auf der "Ocean Viking" brach Jubel aus. Wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP auf dem Schiff berichtete, sangen und tanzten die Menschen an Bord vor Freude.
Frankreich sagte zu, 150 der Flüchtlinge von der "Ocean Viking" aufzunehmen. Von der Bundesregierung gab es zunächst keine konkrete Zahl. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums verwies auf die noch laufenden Gespräche mit der EU-Kommission über die Verteilung der Menschen. Deutschland habe ein Angebot unterbreitet und sei wie in der Vergangenheit bereit, im Rahmen einer Lösung "in gemeinsamer europäischer Verantwortung und Solidarität" seinen Beitrag zu leisten.
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen an Bord hatten beklagt, dass die Nahrungsmittel auf dem 69 Meter langen Schiff zuletzt immer knapper wurden. Außerdem kritisierten sie einen Mangel an Koordinierung und Solidarität anderer EU-Staaten.
"War es wirklich notwendig, eine qualvolle zweiwöchige Wartezeit aufzuerlegen, um gerettete Menschen von Bord gehen zu lassen?", sagte Jay Berger von der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF). Frédéric Pénard von SOS Méditerranée bezeichnete das lange Warten als "schockierend".
Ärzte ohne Grenzen forderte die europäischen Staats- und Regierungschefs auf, "dringend einen verlässlichen Ausschiffungsmechanismus" zu schaffen. "Solche unnötigen und belastenden Verzögerungen wegen immer neuer Verhandlungen" müssten ein Ende haben.
Die "Ocean Viking" soll nun neue Lebensmittel an Bord nehmen und tanken, die Besatzung wird ausgetauscht. Dann soll das Rettungsschiff wieder Richtung Libyen in See stechen. Die italienische Hilfsorganisation Mediterranea entsandte derweil das Rettungsschiff "Mare Ionio".
(U.Beriyev--DTZ)