Deutsche Tageszeitung - Erdogan kündigt nach syrisch-russischem Militärvorstoß Treffen mit Putin an

Erdogan kündigt nach syrisch-russischem Militärvorstoß Treffen mit Putin an


Erdogan kündigt nach syrisch-russischem Militärvorstoß Treffen mit Putin an
Erdogan kündigt nach syrisch-russischem Militärvorstoß Treffen mit Putin an / Foto: ©

Nach zunehmenden Spannungen zwischen Moskau und Ankara wegen des syrisch-russischen Vorstoßes in der Rebellenbastion Idlib nahe der Grenze zur Türkei hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein Treffen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin angekündigt. Erdogan werde am Dienstag nach Moskau reisen, teilte das Präsidialamt in Ankara am Freitag mit. Nach Angaben des Kreml wollen sich beide Länder für eine Deeskalation in Idlib einsetzen.

Textgröße ändern:

Die russische Regierung bestätigte am Freitag das geplante Treffen in Moskau. Erdogan hatte zuvor gewarnt, die syrische Offensive gefährde eine politische Lösung sowie die "nationale Sicherheit" der Türkei.

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, kreisten syrische Regierungstruppen am Freitag einen türkischen Beobachtungsposten in der Stadt Morek komplett ein. Die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad hatten zuvor umliegende Ortschaften eingenommen, die sie bei ihrem Vorstoß auf die nördlich gelegene Stadt Chan Scheichun zunächst umgangen hatten. Der türkische Außenminister schloss eine Räumung der Beobachtungsposten in Idlib erneut aus.

Die syrische Armee hatte am Montag mit Unterstützung der russischen Luftwaffe Chan Scheichun von der Dschihadisten-Allianz Hajat Tahrir al-Scham erobert. Die Stadt liegt an der strategisch wichtigen Autobahn zwischen der Hauptstadt Damaskus und der nordsyrischen Großstadt Aleppo. Die Autobahn führt durch die Provinz Idlib, die letzte Bastion der Rebellen in Syrien.

Seit September 2018 gilt dort eigentlich eine Waffenruhe, doch wurde das von Russland und der Türkei in Sotschi ausgehandelte Abkommen nie komplett umgesetzt. Zur Überwachung der Waffenruhe hat die Türkei zwölf Beobachtungsposten in und um Idlib eingerichtet. Durch die neue syrisch-russische Offensive geraten diese Posten nun zunehmend zwischen die Fronten.

Angesichts der jüngsten Zunahme der Spannungen in Idlib telefonierte Erdogan am Freitag mit seinem russischen Kollegen Putin. Aus dem Kreml hieß es anschließend, die Staatschefs hätten bei dem Telefonat vereinbart, "ihre gemeinsamen Bemühungen zur Eliminierung der terroristischen Bedrohung zu verstärken".

Die türkische Präsidentschaft teilte dagegen mit, Erdogan habe in dem Telefonat kritisiert, dass "die Verletzung der Waffenruhe in Idlib durch das Regime (...) einer schweren humanitären Krise den Boden bereitet" habe. Diese Angriffe würden "den Bemühungen für eine Lösung in Syrien schaden und eine ernste Bedrohung der nationalen Sicherheit unseres Landes darstellen", hieß es.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bekräftigte bei einem Besuch im Libanon, dass die türkische Armee keinen ihrer Beobachtungsposten räumen werde. Die Soldaten seien dort keineswegs "isoliert", betonte er. Die Regierung in Ankara will eine Großoffensive auf die letzte Rebellenbastion in Idlib verhindern. Sie fürchtet in diesem Fall eine neue Massenflucht in die Türkei.

Allerdings ist die Situation der türkischen Soldaten in Idlib zunehmend prekär. Am Montag hatte ein syrischer Kampfjet einen Konvoi der türkischen Armee und verbündeter syrischer Rebellen angegriffen, der auf dem Weg zum Beobachtungsposten in Morek war. Ankara kritisierte, dass der Angriff erfolgt sei, obwohl Moskau vorab über den Konvoi informiert gewesen sei.

Russland und die Türkei setzen sich seit Anfang 2017 gemeinsam mit dem Iran für eine Deeskalation und eine politische Lösung ein, obwohl sie in dem Konflikt auf unterschiedlichen Seiten stehen. Die Präsidenten der drei Länder wollen am 16. September in Ankara zusammenkommen, um über die Lage in Idlib und den politischen Prozess zu sprechen.

In Idlib und angrenzenden Regionen gilt seit vergangenem September eigentlich eine Waffenruhe. Assads Truppen und ihr Verbündeter Russland gehen seit Ende April aber wieder verstärkt gegen die Rebellen vor. Dabei wurden laut Beobachtungsstelle rund 900 Zivilisten getötet. Etwa 400.000 Menschen wurden nach UN-Angaben durch die Kämpfe vertrieben.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Nigel Farage: Reform UK überholt konservative Tories bei Mitglieder-Anzahl

Die rechtspopulistische britische Partei Reform UK hat die konservativen Tories eigenen Angaben zufolge bei der Anzahl der Parteimitglieder überholt. "Die jüngste politische Partei Großbritanniens hat soeben die älteste politische Partei der Welt überholt", schrieb der Partei-Vorsitzende und Brexit-Verfechter Nigel Farage am Donnerstag im Onlinedienst X, wo er von einem "historischen Moment" sprach. "Reform UK ist jetzt die wahre Opposition", erklärte der 60 Jahre alte Rechtspopulist.

Sicherheitskräfte in Syrien gehen gegen Assad-treue "Milizen" vor

Im Westen Syriens sind Sicherheitskräfte der neuen Regierung Medienberichten zufolge gegen "Milizen" vorgegangen, die dem gestürzten Machthaber Baschar al-Assad die Treue halten. Bei den Kämpfen in der Provinz Tartus sei es gelungen, eine Reihe von Mitgliedern der "Milizen" zu "neutralisieren", meldete die Nachrichtenagentur Sana am Donnerstag. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete drei Tote aus den Reihen der Unterstützer der früheren Regierung. Tartus ist eine Hochburg der alawitischen Minderheit, der auch Assad angehört.

Nach Kabel-Störung: Finnische Behörden stoppen in Russland gestarteten Öltanker

Nach der Störung eines unterirdischen Stromkabels in der Ostsee zwischen Finnland und Estland haben die finnischen Behörden einen von einem russischen Hafen gestarteten Öltanker gestoppt. "Wir haben das Schiff bereits aufgebracht, mit der Besatzung gesprochen und Beweise gesammelt", sagte Robin Lardot von Finnlands Nationalem Ermittlungsbüro am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Derzeit befinde sich der Tanker "Eagle S" vor der Küste der Halbinsel Porkkala rund 30 Kilometer westlich der finnischen Hauptstadt Helsinki.

Empörung nach massiven russischen Angriffen auf die Ukraine an Weihnachten

Russische Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur an Weihnachten haben bei Kiews Partnern für Entrüstung gesorgt. US-Präsident Joe Biden nannte die Drohnen- und Raketenangriffe am Mittwoch "empörend" und kündigte weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an. Der britische Premierminister Keir Starmer verurteilte die "brutale Kriegsmaschinerie, die nicht einmal an Weihnachten still steht". Unterdessen versicherte der russische Außenminister Sergej Lawrow, Frankreich habe sich um einen "Dialog über die ukrainische Frage" unter Umgehung Kiews bemüht.

Textgröße ändern: