Deutsche Tageszeitung - Bundesregierung "sehr beunruhigt" über Gewalt im Südjemen

Bundesregierung "sehr beunruhigt" über Gewalt im Südjemen


Bundesregierung "sehr beunruhigt" über Gewalt im Südjemen
Bundesregierung "sehr beunruhigt" über Gewalt im Südjemen / Foto: ©

Die Bundesregierung hat sich "sehr beunruhigt" über die gewalttätigen Auseinandersetzen in Jemens Interimshauptstadt Aden gezeigt. Es komme jetzt darauf an, die "Gewaltspirale" zu stoppen und politische Lösungen zu unterstützen, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Montag in Berlin. Der Anführer der südjemenitischen Unabhängigkeitskämpfer erklärte sich unterdessen zu Friedensgesprächen unter Vermittlung Saudi-Arabiens bereit.

Textgröße ändern:

Die Ereignisse in Aden zeigten, "wie fragil der politische Prozess im Jemen ist", sagte die Außenamtssprecherin. Größte Herausforderung sei nun zunächst die Versorgung der Verletzten.

Unabhängigkeitskämpfer aus dem Südjemen hatten am Samstag nach tagelangen Kämpfen gegen Regierungstruppen den Präsidentenpalast in Aden erobert. Bisher kämpften sie an der Seite der Regierungstruppen und der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition gegen die schiitischen Huthi-Rebellen. Am Sonntag flog die Militärkoalition jedoch Luftangriffe auf die Unabhängigkeitskämpfer in Aden und sprach von einer "direkten Bedrohung" für Jemens Regierung.

Aidarus al-Subaidie vom separatistischen Südlichen Übergangsrat erklärte am Sonntagabend, er sei bereit und offen für die Vermittlung Saudi-Arabiens in dem Konflikt. Er erklärte außerdem seine Bereitschaft zu einem Waffenstillstand im umkämpften Aden.

Am Mittwoch hatte es in Aden bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und der Separatistengruppe Sicherheitsring gegeben, die dem Übergangsrat nahesteht. Bei den Kämpfen, die am Samstag in der Eroberung des Präsidentenpalastes gipfelten, wurden nach UN-Angaben seit Donnerstag etwa 40 Menschen getötet und 260 weitere verletzt, darunter viele Zivilisten.

Die im Südjemen gelegene Hafenstadt Aden ist seit Januar 2015 die Interimshauptstadt der international anerkannten Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Hadi war aus der eigentlichen Hauptstadt Sanaa geflohen, als diese von den Huthi-Rebellen besetzt wurde. Er befindet sich mittlerweile allerdings im Exil in Saudi-Arabien.

Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen Hadis und den Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht.

Die Frontstellung in dem Konflikt in Aden ist eine andere: Hier kämpfen die Truppen des Präsidenten gegen Separatisten, die seit Jahrzehnten für einen unabhängigen Staat Südjemen kämpfen, wie er bereits vor der jemenitischen Vereinigung 1990 bestanden hatte.

Die jüngsten Kämpfe offenbaren Risse innerhalb der Militärkoalition: Der Übergangsrat und die Gruppe Sicherheitsring werden von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt, Hadi und die Regierungstruppen von Saud-Arabien. Bisher hatten sie gemeinsam gegen die Huthi-Rebellen gekämpft, die ihre Hochburgen im Norden des Landes haben.

Hadis Regierung warf dem Übergangsrat und den Vereinigten Arabischen Emiraten einen Putschversuch vor. Al-Subaidie sagte, die Gewalt sei von Hadi-treuen Truppen "provoziert" worden. Die Militärkoalition forderte eine sofortige Waffenruhe. Am Montag reiste Abu Dhabis Kronprinz Scheich Mohammed bin Sayed nach Saudi-Arabien, wie die staatliche Nachrichtenagentur SPA berichtete.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: