Deutsche Tageszeitung - Teheran kritisiert vor Treffen in Wien Vertragspartner des Atomabkommens

Teheran kritisiert vor Treffen in Wien Vertragspartner des Atomabkommens


Teheran kritisiert vor Treffen in Wien Vertragspartner des Atomabkommens
Teheran kritisiert vor Treffen in Wien Vertragspartner des Atomabkommens / Foto: ©

Vor einem Treffen der verbliebenen Vertragspartner des Atomabkommens von 2015 (JCPOA) hat der Iran einen britischen Vorschlag für eine europäische Marinemission im Persischen Golf zurückgewiesen. "Die Anwesenheit ausländischer Truppen wird der Sicherheit der Region nicht zuträglich und die Hauptursache für Spannungen sein", zitierte die Nachrichtenagentur Isna Präsident Hassan Ruhani am Sonntag. Regierungssprecher Ali Rabiei sagte, eine europäische Flotte im Persischen Golf sei "provokativ" und würde "natürlich eine feindselige Botschaft" transportieren.

Textgröße ändern:

Nach der Festsetzung des britischen Tankers "Stena Impero" in der Straße von Hormus hatte Großbritannien vor knapp einer Woche angekündigt, eine europäische Marinemission zur Sicherung des Seeverkehrs in der Golfregion bilden zu wollen. Am Donnerstag ordnete London seine Marine an, Schiffe unter britischer Flagge in der Meerenge zu eskortieren.

Ruhani machte den Austritt der USA aus dem Atomabkommen für die jüngsten Zwischenfälle in der Golfregion verantwortlich. "Die bedauerlichen Vorfälle und Spannungen in der Region heute haben ihre Wurzeln im einseitigen Rückzug der USA vom JCPOA-Abkommen und in den Wahnvorstellung der Regierung", sagte er nach einem Treffen mit Omans Außenminister Jusuf bin Alawi in Teheran.

Die Bundesregierung hat sich bislang nicht auf eine deutsche Beteiligung an einer möglichen Marinemission festgelegt, dies allerdings auch nicht ausgeschlossen. Auch international gibt es dafür bislang keine Beschlüsse. Frankreich erklärte, keine zusätzlichen Schiffe in die Region schicken zu wollen. Es wolle aber Informationen bereitstellen und seine bisherigen Einsatzkräfte vor Ort entsprechend koordinieren.

Am 4. Juli war in Gibraltar der iranische Öltanker "Grace 1" aufgebracht worden. Die Behörden des britischen Überseegebiets verdächtigen den Iran, Syrien unter Verstoß gegen internationale Sanktionen mit Öl beliefern zu wollen. Teheran hatte die Beschuldigungen Gibraltars zurückgewiesen und von einem Akt der "Piraterie" gesprochen.

Seit dem Ausstieg Washingtons aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran im Mai 2018 und der US-Strategie des "maximalen Drucks" gibt es zunehmende internationale Spannungen. Der Iran hat wiederholt gedroht, die Straße von Hormus zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman zu blockieren.

Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert. Seit Mai gab es eine Reihe von Vorfällen mit ausländischen Tankern in der Region.

In Wien beraten am Sonntag die verbliebenen Vertragsparteien des internationalen Atomabkommens darüber, wie ein Scheitern der Vereinbarung doch noch verhindert werden kann. Irans Vize-Außenminister Abbas Araktschi sagte nach seinem Eintreffen in der österreichischen Hauptstadt, sein Land sehe die Festsetzung seiner Öltanker als "Verstoß gegen JCPOA". Frankreich, Deutschland, China und Russland dürften keinerlei Hindernisse für den Export iranischen Öls schaffen.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: