Türkische Zyprer schlagen im Streit um Gasvorkommen gemeinsames Komitee vor
Im Konflikt um die Ausbeutung von Gasvorkommen vor Zypern hat der Chef der türkischen Zyprer, Mustafa Akinci, ein gemeinsames Komitee mit Regierungsvertretern des international anerkannten Südteils der Insel vorgeschlagen. Auf diese Weise könne das strittige Thema in eine "produktive Kooperation" münden, erklärte Akinci am Samstag in einer Botschaft an den zyprischen Staatschef Nicos Anastasiades.
Acinis Vorschlag zufolge sollte das Komitee zu gleichen Teilen mit Vertretern des Nordteils und der Regierung Zyperns besetzt sein. Die Arbeit des Gremiums soll von der UN überwacht werden, der EU soll darin den Status eines Beobachters erhalten.
Die Mittelmeerinsel Zypern ist seit 1974 in einen griechischen Süden und einen türkischen Norden geteilt. Damals hatte die türkische Armee nach einem Militärputsch der griechischen Zyprer den Nordteil der Insel besetzt. Die seitdem bestehende Türkische Republik Nordzypern wird allerdings nur von Ankara anerkannt. Völkerrechtlich ist die ganze Mittelmeerinsel seit 2004 Mitglied der EU.
Nach der Entdeckung großer Erdgasvorkommen vor der zyprischen Küste kommt es derzeit zu Konflikten um den Zugang zu den Ressourcen zwischen Zypern, der Türkei und der EU. In einem von der EU als illegal eingestuften Akt entsandte die Türkei zwei Bohrschiffe in die sogenannte zyprische Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ). Für diese hat die Regierung in Nikosia bereits Förderverträge mit Energiekonzernen wie ExxonMobil, Total und Eni abgeschlossen.
Einen Teil des Seegebiets vor Zypern beansprucht die Türkei als Teil ihrer eigenen Wirtschaftszone. Sie vergab Förderlizenzen für das Seegebiet an das Unternehmen Turkish Petroleum. Einen anderen Teil sieht sie als Lizenzgebiet der türkischen Zyprer und verlangt deren Beteiligung an der Ausbeutung. Die EU berät derzeit über mögliche Sanktionen gegen die Türkei wegen der Entsendung der Bohrschiffe. Bislang gab es auf Botschafterebene in Brüssel aber keine Einigung.
Auch die USA und Ägypten kritisieren das Vorgehen der Türkei. Diese ist das einzige Land in der Region, das eine Aufteilung des Gebiets in nationale Wirtschaftszonen gemäß des UN-Seerechtsübereinkommens ablehnt. Ankara beharrt als einziger Anrainerstaat darauf, dass zur Abgrenzung die Küstenlinie der Festlandsmasse herangezogen wird.
(W.Novokshonov--DTZ)