Deutsche Tageszeitung - Hunt wirft Johnson in TV-Duell um May-Nachfolge "blinden Optimismus" vor

Hunt wirft Johnson in TV-Duell um May-Nachfolge "blinden Optimismus" vor


Hunt wirft Johnson in TV-Duell um May-Nachfolge "blinden Optimismus" vor
Hunt wirft Johnson in TV-Duell um May-Nachfolge "blinden Optimismus" vor / Foto: ©

Im Rennen um die Nachfolge der britischen Premierministerin Theresa May haben sich die Kandidaten Boris Johnson und Jeremy Hunt bei einer TV-Debatte einen harten Schlagabtausch geliefert. Der amtierende Außenminister Hunt warf seinem Rivalen und Amtsvorgänger am Dienstagabend vor, beim Brexit nichts als "blinden Optimismus" zu bieten. Wer den Austritt Großbritanniens aus der EU zu einem Erfolg machen wolle, müsse die "Details" kennen.

Textgröße ändern:

Johnson entgegnete, beim Thema Brexit habe bereits zu viel "Defätismus" geherrscht. Er wolle Großbritannien seine "besonderen Kräfte" zurückgeben und das Land aus dem "Hamsterrad des Schicksals" befreien.

Im Gegenzug warf Johnson seinem Nachfolger im Amt des Außenministers vor, eine erneute Verschiebung des Brexit über den 31. Oktober hinaus nicht auszuschließen. Er selbst dagegen werde Großbritannien zu diesem Datum aus der EU führen - notfalls auch ohne Abkommen mit der EU.

Mit der richtigen Vorbereitung sei ein ungeregelter Brexit "in verschwindender Weise billig", sagte Johnson. Die EU-Austrittsrechnung für die Briten wird auf 39 Milliarden Pfund (rund 44 Milliarden Euro) beziffert.

Johnson hat angekündigt, sein Land am 31. Oktober aus der EU zu führen - notfalls auch ohne Deal. Ohne ein solches Bedrohungsszenario nehme die EU "uns nicht ernst", erklärte Johnson während des Fernsehduells. "Eine Frist wird ein Abkommen hervorbringen", betonte er weiter.

Bei Abgeordneten im britischen Parlament hatte Johnson für Empörung gesorgt, indem er einen Brexit am Parlament vorbei nicht ausgeschlossen hatte. Am Dienstag stimmten die Abgeordneten für einen Beschluss, wonach die Regierung das Parlament zwischen Oktober und Dezember alle zwei Wochen über den Machtaufteilungsprozess in Nordirland informieren muss. Der Schritt soll offenbar Johnsons mögliche Pläne einer Suspendierung des Parlaments durchkreuzen.

Johnson und Hunt sind die letzten verbliebenen Kandidaten im Rennen um Mays Nachfolger an der Spitze der Tory-Partei und damit auch an der Regierungsspitze. Die Entscheidung liegt nun bei den 160.000 Parteimitgliedern. Die Stimmzettel wurden bereits versandt, das Ergebnis der Abstimmung soll am 23. Juli verkündet werden.

Johnson ist klarer Favorit. Einer YouGov-Umfrage vom Wochenende zufolge wollten 74 Prozent der Tory-Mitglieder dem früheren Bürgermeister von London ihre Stimme geben. Doch Hunt zeigte sich bei der TV-Debatte kämpferisch. Der Außenminister fiel Johnson immer wieder ins Wort und warf ihm vor, Fragen nicht zu beantworten.

So fragte Hunt Johnson, ob dieser als Premierminister zurücktreten würde, sollten seine Brexit-Pläne nicht aufgehen. Der als schlagfertig bekannte Johnson entgegnete, er wolle der EU nicht die Aussicht bieten, dass sie ihn mit einer Ablehnung eines Brexit-Abkommens zum Rücktritt bringen könne. Johnson hatte mit seinen oft übertriebenen Aussagen zur EU während der Brexit-Kampagne 2016 viele Europäer verärgert.

(M.Dylatov--DTZ)

Empfohlen

Philippinischer Ex-Präsident muss am Freitag vor IStGH erscheinen

Zwei Tage nach seiner Überstellung an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) soll der philippinische Ex-Präsident Rodrigo Duterte am Freitag erstmals vor dem Gericht in Den Haag erscheinen. Der Termin sei für 14.00 Uhr angesetzt, teilte der IStGH am Donnerstagabend mit. Der 79-Jährige soll dabei über die ihm vorgeworfenen Verbrechen sowie über seine Rechte als Angeklagter informiert werden.

Trump bekräftigt Annexions-Drohung gegen Grönland

Im Beisein von Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat US-Präsident Donald Trump seine Pläne für eine Annexion von Grönland bekräftigt. "Ich denke, es wird passieren", sagte Trump am Donnerstag bei einem Treffen mit Rutte im Weißen Haus. "Wissen Sie, Mark, wir brauchen das für die internationale Sicherheit." Damit bezog sich der US-Präsident offenbar auf eine zunehmende Präsenz russischer und chinesischer Schiffe nahe der Küste der arktischen Insel.

Nach Sturz der Regierung: Neuwahlen in Portugal am 18. Mai

Nach dem Sturz der Regierung in Portugal durch ein Misstrauensvotum finden in dem EU-Land am 18. Mai Neuwahlen statt. Präsident Marcelo Rebelo de Sousa gab am Donnerstagabend in einer Fernsehansprache die Auflösung des Parlaments in Lissabon sowie den Termin für den nächsten Urnengang bekannt. Der 18. Mai sei "das von der Mehrheit der Parteien bevorzugte Datum", sagte der Präsident.

US-Bundesrichter: Bundesbehörden müssen tausende Entlassene wieder einstellen

In den USA hat ein Bundesrichter die Wiedereinstellung tausender öffentlicher Bediensteter angeordnet, denen in der Probezeit gekündigt worden war. Die Entlassungen mit "schlechter Leistung" zu begründen, sei eine "Täuschung, um auf diese Weise gesetzliche Anforderungen zu umgehen", erklärte der im kalifornischen San Francisco ansässige Bundesrichter William Alsup nach Informationen der "New York Times" (Donnerstagsausgabe).

Textgröße ändern: