Deutsche Tageszeitung - Finanzkraft der Kommunen driftet immer weiter mehr auseinander

Finanzkraft der Kommunen driftet immer weiter mehr auseinander


Finanzkraft der Kommunen driftet immer weiter mehr auseinander
Finanzkraft der Kommunen driftet immer weiter mehr auseinander / Foto: ©

Die Finanzkraft der Kommunen in Deutschland driftet immer stärker auseinander. Dies geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Kommunalen Finanzreport der Bertelsmann Stiftung hervor. Demnach gibt es bei Steuereinnahmen, Investitionen, Rücklagen und Verschuldung deutliche regionale Unterschiede. Die Bundesregierung will künftig nicht nur finanzschwache Kommunen in Ost und West unterstützen sowie auch bei den Altschulden helfen.

Textgröße ändern:

Während Städte, Gemeinden und Kreise vor allem in Bayern und Baden-Württemberg überdurchschnittlich gut dastehen, gebe die wirtschaftliche Lage vieler Kommunen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland Anlass zur Sorge. In Ostdeutschland gebe es erheblich geringere Steuereinnahmen.

Von den 40 steuerstärksten Kommunen liegen nach der Auswertung 39 in Westdeutschland; von den 40 schwächsten Kommunen 35 in Ostdeutschland. Der Landkreis München als bundesweit stärkster Kreis nehme pro Einwohner siebenmal so viele Steuern ein wie der schwächste Kreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt.

Der Städtetag reagierte besorgt auf den Report. "Diese Daten zeigen: Der Handlungsdruck ist riesengroß", erklärte Städtetagspräsident Burkhard Jung. Als Ursachen bezeichnete er "in strukturschwachen Kommunen hohe Sozialausgaben, niedrige Steuereinnahmen und unzureichende Investitionen". Der Leipziger Oberbürgermeister forderte Hilfe vom Bund. Notwendig seien "eine nachhaltige Lösung des Altschuldenproblems" sowie mehr Geld für die regionale Wirtschaftsförderung.

Bei den Altschulden stellt der Bund den Kommunen im Rahmen der Kommission für gleichwertige Lebensverhältnisse Hilfen in Aussicht. Über die Arbeit der Kommission berät das Kabinett am Mittwoch. In einer AFP am Dienstag vorliegenden Beschlussempfehlung für die Ministerrunde heißt es: "Der Bund kann einen Beitrag leisten, wenn es einen nationalen politischen Konsens gibt, den betroffenen Kommunen einmalig gezielt zu helfen."

Nach dem Auslaufen des Solidarpakts II Ende des Jahres will die Bundesregierung zudem die Hilfen für strukturschwache Regionen in einem gesamtdeutschen Fördersystem bündeln. Im Wege der Selbstverpflichtung werde der Bund Behörden und Forschungseinrichtungen bevorzugt in strukturschwachen Regionen ansiedeln.

Der Bund werde künftig bei allen Gesetzesvorhaben im Rahmen eines "Gleichwertigkeits-Checks" prüfen, welche Wirkungen sie auf die Wahrung und Förderung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland haben. Der Text soll am Mittwoch in Berlin von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) vorgestellt werden.

Der Deutsche Landkreistag erwartet von der Bundesregierung "echte Fortschritte für die ländlichen Räume". Appelle, Absichtserklärungen und guter Wille reichten nicht aus, sagte der Beigeordnete des Landkreistages, Kay Ruge, der Nachrichtenagentur AFP. "Wir brauchen konkrete Umsetzungspläne und Gesetzesvorschläge, die das Ganze in dieser Legislaturperiode auf den Weg bringen."

Auch der Sozialverband VdK mahnte gleichwertige Lebensverhältnisse an. Sie seien entscheidend für die Teilhabe und Entfaltung aller Menschen, erklärte VdK-Verena Bentele. Eine funktionierende Gesundheitsversorgung, Mobilität und erreichbare Einkaufsmöglichkeiten seien auf dem Lande existenziell.

Die Kommission, die Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart hatten, hatte im September vergangenen Jahres die Arbeit aufgenommen. Einen gemeinsamen Abschlussbericht hat das Gremium bislang nicht vorgelegt, allerdings gibt es Expertisen aus den einzelnen Arbeitsgruppen. Als Ergebnis der Kommissionsarbeit hat die Bundesregierung die Handlungsempfehlungen erarbeitet.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: