Flüchtlinge haben deutsches Rettungsschiff "Alan Kurdi" vor Malta verlassen
Die Odyssee des deutschen Rettungsschiffs "Alan Kurdi" mit 65 Flüchtlingen an Bord ist beendet: Ein Boot der maltesischen Marine nahm die Menschen am Sonntagabend an Bord und brachte sie an Land, von wo aus sie direkt auf andere Staaten verteilt werden sollen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kündigte an, 15 bis 20 der Geflüchteten von der "Alan Kurdi" und bis zu 20 weitere in Deutschland aufzunehmen.
Das Flüchtlings-Rettungsschiff der Hilfsorganisation Sea-Eye hatte nach eigenen Angaben am Freitag 65 Menschen von einem Schlauchboot im Mittelmeer gerettet und lag anschließend in internationalen Gewässern vor der italienischen Insel Lampedusa.
Die populistische Regierung in Rom untersagte dem Schiff das Anlegen. Am Samstagmorgen hatte Sea-Eye bei Twitter mitgeteilt, die italienische Finanzpolizei sei "persönlich vorbeigekommen", um ein Dekret des Innenministers Matteo Salvini von der rechtsradikalen Lega-Partei zu überbringen: "Der Hafen ist zu."
Die "Alan Kurdi" nahm daraufhin am Samstagabend Kurs auf Malta. Die Regierung in Valetta untersagte dem Schiff jedoch ebenfalls das Anlegen. Die Entscheidung, die 65 Flüchtlinge an Land zu bringen, sei nach "Gesprächen mit der EU-Kommission und der deutschen Regierung" gefallen, erklärte der maltesische Regierungschef, Joseph Muscat.
Die Außenminister Italiens und Maltas, Enzo Moavero und Carmelo Abela, forderten in einer gemeinsamen Erklärung einen "permanenten europäischen Mechanismus auf EU-Ebene", der sich mit der Gesamtheit der "Fragen der Migration" beschäftigt. Auch die Hilfsorganisation Sea-Eye kritisierte erneut "das Fehlen einer dauerhaften Einigung" auf europäischer Ebene.
Nach Informationen der Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben) hat Innenminister Seehofer zugesagt, bis zu 40 Migranten von der "Alan Kurdi" und einem maltesischen Kriegsschiff in Deutschland aufzunehmen. Die maltesischen Behörden hatten demnach in einer separaten Aktion weitere 58 Migranten in Seenot im Mittelmeer gerettet, von denen die Hälfte nun ebenfalls auf andere EU-Länder verteilt werden soll.
Nach Angaben aus Regierungskreisen in Berlin hatte Seehofer seinen italienischen Amtskollegen Salvini zudem in einem Brief dazu aufgefordert, die Blockade italienischer Häfen für Flüchtlings-Rettungsschiffe aufzuheben. Demnach betonte Seehofer, dass es sich bei der Rettung von Menschen in Seenot um eine humanitäre Pflicht handle, die nicht in Frage gestellt werden dürfe.
Vergangene Woche hatte das Rettungsschiff "Sea-Watch 3" der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch trotz Verbots der italienischen Regierung Kurs auf die italienischen Hoheitsgewässer genommen und mit zuletzt noch 40 Migranten an Bord im Hafen Lampedusas angelegt. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete war daraufhin festgenommen und erst am Dienstag wieder freigelassen worden. Rackete wird unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen.
Das Segelschiff "Alex" der italienischen Hilfsorganisation Mediterranea mit 41 Migranten setzte sich ebenfalls über Salvinis Verbot hinweg und legte im Hafen von Lampedusa an. Dort wartete am Samstagabend ein Großaufgebot von Polizisten auf das Schiff. Zuvor hatte die Organisation den Notstand auf dem Boot ausgerufen.
Die hygienischen Bedingungen an Bord seien nicht länger tragbar, schrieb Mediterranea nach zwei Tagen Wartens vor der Küste im Kurzbotschaftendienst Twitter. Schließlich durften die Migranten das Boot verlassen. Gegen Kapitän Tommaso Stella wurden laut einer Sprecherin der Hilfsorganisation Ermittlungen eingeleitet.
(S.A.Dudajev--DTZ)