Zehntausende fordern auf IG-Metall-Kundgebung Fairness bei Wandel der Arbeitswelt
Zehntausende Menschen sind am Samstag dem Aufruf der IG Metall gefolgt und haben in Berlin für Fairness beim ökologischen und digitalen Umbau der Arbeitswelt demonstriert. Der Wandel müsse im Interesse der Beschäftigten gestaltet werden, lautete die zentrale Forderung. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich mehr als 50.000 Menschen an der Großkundgebung unter dem Motto "Fairwandel". "Die Transformation muss sozial, ökologisch und demokratisch gestaltet werden", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann.
"Die Teilnehmer erwarten von Politik und Arbeitgebern, dass der digitale und ökologische Wandel den Beschäftigten Chancen auf gute Arbeit gibt", sagte Hofmann in seiner Rede am Brandenburger Tor. Die Transformation solle aus technischem Fortschritt sozialen Fortschritt machen. Das setze voraus, dass für Beschäftigte Brücken gebaut würden.
"Wir verlangen ein Transformationskurzarbeitergeld", sagte der IG-Metall-Chef. "Damit werden Entlassungen vermieden und die Beschäftigten können sich für die Arbeit an neuen Produkten qualifizieren."
Die Mobilitäts- und Energiewende müsse erfolgreich umgesetzt werden, im Interesse der Beschäftigten und des Klimaschutzes, forderte die IG Metall weiter. "Wir wollen keine Zieldebatten mehr, sondern endlich konkrete Maßnahmen", sagte Hofmann. "Ganz dringend ist zum Beispiel eine flächendeckende und verlässliche Infrastruktur von Schnellladestationen." Daneben seien massive Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr und die Schiene notwendig.
"Mit einer Politik der schwarzen Null ist die Verkehrs- und Energiewende nicht zu schaffen", sagte der Gewerkschaftschef. Von den Unternehmen forderte er Investitionen in neue Produkte und Geschäftsmodelle und die Sicherung von Standorten.
Auf der Kundgebung sprachen auch Vertreter der Zivilgesellschaft wie die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, Diakonie-Präsident Ulrich Lilie und der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Olaf Tschimpke.
"An der Rente wird sich zeigen, ob die Politik den Sozialstaat fit macht für die Zukunft", sagte Bentele. "Der Gedanke an die finanzielle Situation im Alter macht fast allen Deutschen große Sorgen." Diakonie-Präsident Lilie forderte, den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht abreißen zu lassen: "Wir sollten die soziale Demokratie in unseren Nachbarschaften für alle und mit möglichst vielen gestalten und erfahrbar machen."
Nabu-Präsident Tschimpke sagte: "Jetzt ist die Bundesregierung gefordert, die Weichen für eine umfassende Mobilitätswende zu stellen." Der Klimaschutz dürfe nicht "gegen die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen oder die Frage nach der Arbeitsplatzsicherheit in der Automobilindustrie ausgespielt werden", warnte er.
Die Teilnehmer der Gewerkschaftskundgebung waren in zehn Zügen und 800 Bussen aus dem gesamten Bundesgebiet angereist.
(M.Dylatov--DTZ)