Beziehungen zwischen London und Moskau bleiben angespannt
In den Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland ist mehr als ein Jahr nach dem Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal keine Besserung in Sicht. Bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels in Osaka verlangte die britische Premierministerin Theresa May am Freitag ein Ende seines "destabilisierenden Vorgehens". Mays möglicher Amtsnachfolger Boris Johnson zeigte sich pessimistisch hinsichtlich einer Besserung des Verhältnisses zwischen beiden Ländern.
May habe das Verhalten Russlands gegenüber dem Vereinigten Königreich "und seinen Alliierten" als "unverantwortlich" bezeichnet, teilte ihr Sprecher mit. May und Putin waren erstmals seit dem Anschlag auf Skripal und dessen Tochter Julia im März 2018 zusammengetroffen. Zuletzt waren Putin und May 2016 am Rande des G20-Gipfels in China zu offiziellen Gesprächen zusammengekommen.
May habe gegenüber Putin betont, ihr Land verfüge über "unbestreitbare Belege" dafür, dass Russland für den Anschlag auf Skripal verantwortlich sei. Es könne "keine Normalisierung der bilateralen Beziehungen" geben, bis Russland seine Destabilisierungsmaßnahmen beendet habe. Dazu zählten "feindselige Interventionen in anderen Ländern, Desinformation und Cyberattacken".
Der russische Staatschef hatte kürzlich erklärt, 15 Monate nach dem Attentat auf Skripal sei es an der Zeit, "endlich ein neues Kapitel" in den angespannten Beziehungen zwischen Moskau und London aufzuschlagen. Skripal und seine Tochter Julia waren im März 2018 im südenglischen Salisbury dem in der Sowjetunion entwickelten Nervengift Nowitschok ausgesetzt worden. Beide entgingen nur knapp dem Tod.
Die britische Regierung macht zwei Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU für den Anschlag verantwortlich. Als Reaktion auf den Anschlag von Salisbury wiesen zahlreiche EU-Staaten russische Diplomaten aus, die Beziehungen zwischen Moskau und London erreichten einen Tiefpunkt.
Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte nach dem Treffen in Osaka, die beiden hätten über die "Skripal-Affäre" gesprochen und May habe "die nötigen Antworten vom russischen Präsidenten" bekommen. Es gebe eine Übereinkunft darüber, dass die bilaterale wirtschaftliche Zusammenarbeit "im Interesse der Unternehmen beider Länder" wiederbelebt werden müsse. Zudem hätten Putin und May die Krisen in der Ukraine, Syrien und dem Iran diskutiert.
Die Reise zum G20-Gipfel ist für May eine der letzten als Premierministerin. Sie scheidet Ende Juli aus dem Amt. Ex-Außenminister Johnson gilt als Favorit im Rennen um ihre Nachfolge. Auf einer Wahlkampfveranstaltung am Freitag machte Johnson den Zuhörern wenig Hoffnung auf eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland, solange Putin an der Macht bleibe.
Es gebe eine "junge Generation Russen, die eine neue Botschaft hören und die sich auf andere Art und Weise engagieren wollen", sagte Johnson. "Putin ist nicht Russland", bekräftigte er. Den Anschlag auf Skripal nannte er die größte "Enttäuschung" während seiner Zeit als Außenminister.
(S.A.Dudajev--DTZ)