Deutsche Tageszeitung - Israel will Militäroffensive auf "fast den gesamten Gazastreifen" ausweiten

Israel will Militäroffensive auf "fast den gesamten Gazastreifen" ausweiten


Israel will Militäroffensive auf "fast den gesamten Gazastreifen" ausweiten
Israel will Militäroffensive auf "fast den gesamten Gazastreifen" ausweiten / Foto: © AFP

Israel hat nach eigenen Angaben die Kontrolle über ein weiteres Gebiet im Gazastreifen übernommen und will seine Militäroffensive auf fast das gesamte Palästinensergebiet ausweiten. Verteidigungsminister Israel Katz erklärte am Samstag, die israelischen Streitkräfte hätten die Einnahme der zwischen den Städten Rafah und Chan Junis gelegenen sogenannten Morag-Achse abgeschlossen. Damit werde ein großes Gebiet im Süden des Gazastreifens Teil der "israelischen Sicherheitszone".

Textgröße ändern:

"Bald werden die Operationen der Armee intensiviert und auf andere Gebiete über fast den gesamten Gazastreifen ausgeweitet - und Sie werden die Kampfgebiete räumen müssen", hieß es in einer an die Bewohner des Küstengebietes gerichteten Erklärung von Katz weiter. Auch im Norden des Gazastreifens werde eine eingerichtete "Sicherheitszone" ausgeweitet.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte Anfang April die Schaffung einer israelisch kontrollierten Morag-Achse - auch bekannt als Morag-Korridor - angekündigt. Der Korridor durchquert den Gazastreifen und trennt dabei Rafah und Chan Junis. Benannt ist der Korridor nach der früheren israelischen Siedlung Morag, die während des israelischen Rückzugs aus dem Gazastreifen 2005 aufgelöst worden war.

Israel hatte Mitte März seine massiven Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder aufgenommen, wo seit dem 19. Januar eine zwischen beiden Seiten vereinbarte Waffenruhe galt. Außerdem startete Israel eine neue Bodenoffensive und übernahm die Kontrolle über immer größere Teile des Gazastreifens. Hunderttausende Palästinenser sind auf der Flucht. Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, den Druck auf die Hamas für eine Freilassung der in ihrer Gewalt verbliebenen israelische Geiseln zu erhöhen.

Am Samstag rief die israelische Armee die Bewohner der Stadt Chan Junis zur Evakuierung auf. Israelische Soldaten seien in der Gegend mit großer Truppenstärke im Einsatz und würden jeden Ort angreifen, von dem aus Raketen abgefeuert würden, erklärte ein israelischer Armeesprecher im Onlinedienst X. Die Bewohner von Chan Junis sollten sich sofort in Schutzunterkünfte in der weiter westlich gelegenen Ortschaft Al-Mawasi begeben.

Zuvor hatte die israelische Armee erklärt, drei aus dem Süden des Gazastreifens abgefeuerte "Projektile" abgefangen zu haben. Verletzt worden sei niemand.

Derweil wollte am Samstag eine hochrangige Hamas-Delegation in Kairo mit ägyptischen Vermittlern neue Waffenruhe-Verhandlungen für den Gazastreifen führen. "Wir hoffen, dass das Treffen zu echten Fortschritten führt", sagte ein mit dem Verhandlungen vertrauter Hamas-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP. Die Hamas wolle eine Beendigung des Krieges und "den vollständigen Abzug" der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.

Der israelische Militäreinsatz im Gazastreifen war durch den Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Bei dem Überfall waren israelischen Angaben zufolge mehr als 1200 Menschen getötet worden. Israel ging danach massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde, die sich unabhängig nicht überprüfen lassen, rund 51.000 Menschen getötet.

Der Gazakrieg hatte auch den Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon neu entfacht. Die pro-iranische Hisbollah begann unmittelbar nach dem Beginn des Gazakriegs mit verstärktem Raketenbeschuss auf Israel. Im November wurde eine Waffenruhe erzielt, dennoch kommt es immer wieder zu Angriffen.

Die Waffenruhe legt unter anderem fest, dass im Süden des Libanon nur UN-Blauhelmsoldaten und Soldaten der libanesischen Armee stationiert sein sollen. Inzwischen hat die Hisbollah nach Angaben aus ihrem Umfeld vom Samstag rund 190 ihrer zuvor 265 Stützpunkte südlich des Flusses Litani an die libanesische Armee übergeben.

(W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

Meloni empfängt US-Vizepräsidenten Vance in Rom

Einen Tag nach ihrem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Washington empfängt die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni am Freitag dessen Stellvertreter JD Vance in Rom. Die Gespräche der ultrarechten Ministerpräsidentin mit Trump und Vance finden vor dem Hintergrund des vom US-Präsidenten angezettelten Zollstreits statt. Meloni steht Trump nahe, hatte seine neuen Zölle für die EU-Länder aber kritisiert.

Frankreichs Außenminister wertet Ukraine-Gespräche mit USA in Paris als Erfolg

Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot hat die internationalen Ukraine-Gespräche mit US-Vertretern in Paris als wichtigen Erfolg gewertet. Die Gespräche seien ein Durchbruch gewesen, weil sich die Vereinigten Staaten, die Ukraine und die europäischen Minister "an einen Tisch gesetzt" hätten, sagte Barrot am Donnerstagabend dem französischen Sender LCI. Die Vereinigten Staaten hätten "verstanden, dass ein gerechter und nachhaltiger Frieden ... nur mit der Zustimmung und dem Beitrag der Europäer erreicht werden kann".

Melonis Charmeoffensive: Trump glaubt "hundert Prozent" an Zoll-Deal

Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni hat es im Zollstreit mit einer Charmeoffensive bei US-Präsident Donald Trump versucht. Die ultrarechte Regierungschefin besuchte ihren "Freund" Donald am Donnerstag in Washington und bekundete demonstrativ Einigkeit mit dem Republikaner. Beide wollten den "Westen wieder großartig machen", sagte sie. Trump gab sich milde und bekundete, er glaube zu "hundert Prozent" an einen Zoll-Deal mit der Europäischen Union.

Internationale Ukraine-Gespräche mit US-Vertretern in Paris - Weiteres Treffen in London geplant

Zum ersten Mal seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump saßen Europäer beim Thema Ukraine mit am Verhandlungstisch: US-Außenminister Marco Rubio und der US-Sondergesandte Steve Witkoff haben am Donnerstag in Paris mit ranghohen Vertretern Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und der Ukraine über Wege zur Beendigung des Krieges beraten. Die französische Präsidentschaft lobte einen "exzellenten Austausch". In der kommenden Woche wollen sich Vertreter der beteiligen Länder nach Angaben Frankreichs in London zu neuen Gesprächen treffen.

Textgröße ändern: