Deutsche Tageszeitung - Handy-Video zeigt letzte Momente vor Tötung humanitäter Helfer im Gazastreifen

Handy-Video zeigt letzte Momente vor Tötung humanitäter Helfer im Gazastreifen


Handy-Video zeigt letzte Momente vor Tötung humanitäter Helfer im Gazastreifen
Handy-Video zeigt letzte Momente vor Tötung humanitäter Helfer im Gazastreifen / Foto: © Palestinian Red Crescent/AFP

Ein mit dem Mobiltelefon eines getöteten humanitären Helfers im Gazastreifen aufgenommenes Video zeigt palästinensischen Angaben zufolge die letzten Momente vor einem israelischen Angriff vor zwei Wochen, bei dem 15 Helfer gestorben waren - und widerlegt demnach die israelische Darstellung des Vorfalls. Die am Samstag vom Palästinensischen Roten Halbmond (PRCS) veröffentlichte Aufnahme zeigt, wie ein deutlich als Krankenwagen erkennbares Fahrzeug mit Blaulicht unterwegs ist, als plötzlich Schüsse fallen.

Textgröße ändern:

Das Telefon gehörte einem der 15 humanitären Helfer, die nach Angaben der UNO und des PRCS bei einem israelischen Angriff am 23. März getötet worden waren.

Die israelische Armee hatte nach dem Vorfall erklärt, ihre Soldaten hätten auf "Terroristen" geschossen, die sich ihnen in "verdächtigen Fahrzeugen" genähert hätten. Vorwürfe, die Truppen hätten "willkürlich Krankenwagen angegriffen", wies Israel zurück. Armeesprecher Nadav Shoshani erklärte, die Fahrzeuge seien ohne Genehmigung der israelischen Behörden und ohne Licht unterwegs gewesen.

Das nun veröffentlichte Video scheint diese Darstellung nun jedoch zu widerlegen. Es zeigt Krankenwagen, die ihre Scheinwerfer und sogar das Blaulicht eingeschaltet haben.

Das knapp sieben Minuten lange Video wurde aus dem Inneren eines fahrenden Autos aufgenommen. Es zeigt einen Feuerwehrwagen und Krankenwagen, die sich im Dunkeln durch einen Schusshagel bewegen.

Die Fahrzeuge halten am Straßenrand an, zwei Männer in Uniform steigen aus, die Stimmen von zwei medizinischen Mitarbeitern sind zu hören - kurz darauf kommt es zu einem heftigen Feuergefecht, und das Video bricht ab.

Der PRCS erklärte, das Video sei auf dem Telefon seines Mitarbeiters Rifat Radwan gefunden worden, der bei dem Vorfall getötet worden sei. "Dieses Video widerlegt ganz klar die Behauptungen der Besatzungsmacht, wonach israelische Streitkräfte nicht willkürlich Krankenwagen ins Visier genommen hätten", erklärte die Hilfsorganisation.

Auch die Darstellung, die Fahrzeuge hätten sich "verdächtig ohne Licht (...) genähert", sei durch die Aufnahme widerlegt worden. Das Filmmaterial enthülle "die Wahrheit und widerlegt diese falsche Darstellung", erklärte der PRCS.

Unter den bei dem Vorfall Getöteten waren den Angaben zufolge acht PRCS-Mitarbeiter, sechs Mitglieder der Zivilschutzbehörde im Gazastreifen sowie ein Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA. Ihre Leichen wurden demnach in der Nähe von Rafah gefunden. Laut dem UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) wurden sie in einem Massengrab entdeckt.

Laut PRCS waren die Rettungswagen nach Rafah unterwegs, nachdem zuvor Notrufe von durch Beschuss betroffenen Zivilisten eingegangen waren.

In dem Video ist auch Gebet zu hören, das Muslime traditionell im Angesicht des Todes sprechen. Gegen Ende der Aufnahme sagt eine Stimme "Die Juden kommen, die Juden kommen". Kurz bevor dann die Aufnahme endet, sagt eine männliche Stimme auf Hebräisch: "Wartet, wir kommen. Wir sind nicht verantwortlich – ihr seid verantwortlich."

Der Tod der 15 humanitären Helfer war international scharf verurteilt worden. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sagte, der Vorfall werfe Bedenken hinsichtlich möglicher Kriegsverbrechen durch die israelische Armee auf. Er forderte eine "unabhängige, schnelle und gründliche Untersuchung".

Das israelische Militär erklärte, es prüfe den Vorfall. Ein Militärvertreter teilte mit, die Leichen seien "mit Sand und Stoff" bedeckt worden, um bis zu ihrer Bergung eine Beschädigung zu vermeiden.

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

Erfolg für Präsident Milei: Argentinien erhält Finanzspritzen von 42 Milliarden Dollar

Angesichts der schwierigen finanziellen Lage Argentiniens greifen internationale Institutionen dem Land mit Finanzspritzen von insgesamt 42 Milliarden Dollar unter die Arme - ein Erfolg für den ultrarechten Präsidenten Javier Milei. Der Internationale Währungsfonds (IWF) gab am Freitag ein Hilfspaket von 20 Milliarden Dollar (rund 18 Milliarden Euro) für das südamerikanische Land bekannt. Die Weltbank steuert zwölf Milliarden Dollar bei, weitere zehn Milliarden Dollar kommen von der Interamerikanischen Entwicklungsbank.

Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA im Oman haben begonnen

Im Golfstaat Oman haben am Samstag die Gespräche zwischen den USA und dem Iran über das umstrittene iranische Atomprogramm begonnen. "Indirekte Gespräche zwischen Dr. Araghtschi, dem iranischen Außenminister, und Steve Witkoff, dem Sondergesandten des US-Präsidenten für Nahost-Angelegenheiten, haben begonnen", erklärte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmaeil Bakaei, im Onlinedienst X. Der Außenminister des Oman, Badr bin Hamad Albusaidi, nehme die Rolle des Vermittlers ein.

Frauen in der SPD fordern Parität in künftiger Bundesregierung - Lob für Esken

Frauen in der SPD haben den voraussichtlichen künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) aufgefordert, mindestens die Hälfte der Kabinettsposten mit Frauen zu besetzen. Parlament und Regierung hätten die Aufgabe, "uns alle zu vertreten, nicht nur die Männer", sagte die Vorsitzende der SPD-Frauen, Maria Noichl, dem "Tagesspiegel". Sie warb zudem für die Ko-Parteivorsitzende der SPD, Saskia Esken, die auch für ein Ministeramt "gut geeignet" sei.

Trump nach Gesundheitscheck: "Fühle mich sehr gut in Form"

Donald Trump, der älteste Mann, der je zum US-Präsidenten gewählt wurde, ist nach eigenen Angaben bei bester Gesundheit. "Ich fühle mich sehr gut in Form. Gutes Herz", sagte Trump vor Journalisten in seiner Präsidentenmaschine Air Force One, nachdem er am Freitag in einer Militärklinik bei Washington den ersten jährlichen Gesundheitstest seiner zweiten Amtszeit absolviert hatte.

Textgröße ändern: