Deutsche Tageszeitung - Syrische Drusen unternehmen erste Pilgerfahrt nach Israel seit Jahrzehnten

Syrische Drusen unternehmen erste Pilgerfahrt nach Israel seit Jahrzehnten


Syrische Drusen unternehmen erste Pilgerfahrt nach Israel seit Jahrzehnten
Syrische Drusen unternehmen erste Pilgerfahrt nach Israel seit Jahrzehnten / Foto: © AFP

Dutzende Geistliche der Religionsgruppe der Drusen aus Syrien haben zum erstem Mal seit Jahrzehnten eine Pilgerfahrt zu einem Schrein in Israel unternommen. An Bord von drei Bussen überquerten die Geistlichen am Freitag eskortiert von israelischen Militärfahrzeugen die Waffenstillstandslinie in Madschdal Schams im von Israel besetzten Teil der Golanhöhen, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

Textgröße ändern:

Nach Angaben aus dem Umfeld der Gruppe sollte die Delegation aus etwa 60 Geistlichen im Norden Israels das geistliche Oberhaupt der Gemeinschaft der Drusen in Israel, Scheich Muafak Tarif, treffen. Anschließend sollte die Gruppe zum Grab von Nabi Shuaib in Galiläa aufbrechen – der wichtigsten religiösen Stätte der Drusen.

In Madschdal Schams wurden die Besucher von zahlreichen drusischen Einwohnern empfangen, die sie mit Liedern begrüßten. "Wir haben viele Jahre darauf gewartet, sie kennenzulernen", sagte ein Bauer, der aus Galiläa angereist war, um seinen Onkel zu begrüßen. "Es ist ein sehr emotionaler Moment."

Der Besuch erfolgte auf Einladung der drusischen Gemeinschaft in Israel, wie es aus dem Umfeld der Gruppe hieß. Bei anderen Drusen in Syrien stieß das Vorhaben jedoch auf Kritik. Bewohner des syrischen Dorfes Hader, aus dem die Geistlichen am Freitag abgereist waren, warfen Israel etwa vor, den Besuch als "Instrument zur Spaltung" zu nutzen. Sie beschuldigten Israel zudem, die drusische Gemeinschaft für die eigenen "Expansionsinteressen in Südsyrien" zu nutzen.

In Syrien leben etwa 700.000 Drusen. Die religiöse Minderheit, die aus dem Islam hervorgegangen ist, macht etwa drei Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Die meisten von ihnen leben in Suweida. Drusen leben auch im Libanon, in Israel und auf den von Israel besetzten Golanhöhen.

Israel hatte 1967 im Verlauf des Sechstage-Krieges den Großteil der syrischen Golanhöhen besetzt und die Gebiete später annektiert. 1974 richtete die UNO eine Pufferzone zwischen dem israelischen und dem syrischen Teil der Golanhöhen ein.

Zuletzt hatte Israel Unterstützung für die syrischen Drusen bekundet und sich sehr kritisch über die neuen islamistischen Machthaber in Syrien geäußert. Nach dem Sturz des langjährigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember hatte Israel hunderte Luftangriffe in Syrien ausgeführt und Truppen in die Golan-Pufferzone im Südwesten Syriens entsandt.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Britischer Premier lädt Ukraine-Unterstützer zu virtuellem Treffen ein

Der britische Premierminister Keir Starmer hat die Verbündeten der Ukraine für Samstag zu einem weiteren, virtuellen Treffen eingeladen. Bei der Video-Konferenz soll es nach Angaben seines Büros um die Unterstützung einer möglichen Waffenruhe gehen. Das Treffen von Staats- und Regierungschefs soll demnach auf der Anfang März in London abgehaltenen Ukraine-Konferenz aufbauen. Wie ein Regierungssprecher in Berlin mitteilte, wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an dem virtuellen Gipfel teilnehmen.

Zehntausende bei Massenprotesten gegen Regierung in Serbien erwartet

In Serbien sind am Samstag wieder Massenproteste gegen die Regierung und die weitverbreitete Korruption geplant. Zu der Großdemonstration vor dem Parlament in Belgrad werden zehntausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Im ganzen Land hatten sich Studierende zu Fuß auf den Weg in die Hauptstadt gemacht. Die serbische Regierung steht wegen der seit Monaten andauernden Proteste unter wachsendem Druck. In den vergangenen Tagen heizte Präsident Aleksandar Vucic die angespannte Lage mit Warnungen vor gewaltsamen Zusammenstößen weiter an.

Shutdown abgewendet: US-Senat stimmt Übergangshaushalt zu

Ein Shutdown der US-Bundesregierung ist wenige Stunden vor Ablauf der Frist abgewendet worden: Der US-Senat hat am Freitag einem Übergangshaushalt zugestimmt, der die Finanzierung der Bundesbehörden bis Ende September sichert.

Weil er Trump "hasst": USA weisen südafrikanischen Botschafter aus

Die USA weisen den südafrikanischen Botschafter in Washington, Ebrahim Rasool, aus. "Südafrikas Botschafter in den Vereinigten Staaten ist in unserem großartigen Land nicht mehr willkommen", erklärte US-Außenminister Marco Rubio am Freitag im Onlinedienst X. Rasool "schürt rassistische Spannungen, hasst die USA und hasst Präsident Donald Trump", schrieb Rubio weiter. "Wir haben nichts mit ihm zu bereden, und deshalb gilt er als unerwünschte Person."

Textgröße ändern: