Deutsche Tageszeitung - Netanjahu verkündet gemeinsame Gaza-Strategie mit den USA - Hamas lässt drei Geiseln frei

Netanjahu verkündet gemeinsame Gaza-Strategie mit den USA - Hamas lässt drei Geiseln frei


Netanjahu verkündet gemeinsame Gaza-Strategie mit den USA - Hamas lässt drei Geiseln frei
Netanjahu verkündet gemeinsame Gaza-Strategie mit den USA - Hamas lässt drei Geiseln frei / Foto: © POOL/AFP

Während am Wochenende die Gaza-Waffenruhe mit der Freilassung dreier weiterer israelischer Geiseln fortgesetzt wurde, schmieden Israel und die USA Pläne für die Zeit danach. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu verkündete nach einem Treffen mit dem neuen US-Außenminister Marco Rubio in Jerusalem mit Blick auf die Räumungspläne von US-Präsident Donald Trump eine "gemeinsame Strategie" beider Länder für den Gazastreifen. Derweil flog die israelische Armee ungeachtet der geltenden Waffenruhe einen Luftangriff auf den Küstenstreifen.

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"Wir haben Trumps mutige Vision für die Zukunft des Gazastreifens diskutiert und werden daran arbeiten, dass diese Vision Realität wird", sagte Netanjahu am Sonntag nach seinem Gespräch mit Rubio vor Journalisten in Jerusalem. US-Präsident Trump sei der Meinung, dass statt "der gleichen abgedroschenen Ideen der Vergangenheit" etwas Neues nötig sei.

Trump will den vom Krieg zerstörten Gazastreifen komplett räumen und nach eigenem Bekunden zu einer "Riviera des Nahen Ostens" umbauen. Die dort lebenden 2,4 Millionen Palästinenser sollen demnach nach Jordanien und Ägypten umgesiedelt werden. Der Verstoß stößt in der arabischen Welt, aber auch bei westlichen Verbündeten der USA wie etwa Deutschland auf Ablehnung.

Rubio forderte nach seiner Unterredung mit Netanjahu die Zerstörung der radikalislamischen Hamas. "Die Hamas kann nicht als militärische oder Regierungskraft weitermachen", sagte der US-Außenminister bei seiner ersten Nahost-Reise in seinem neuen Amt. Die Palästinenserorganisation müsse "eliminiert" werden.

Netanjahu warnte seinerseits, Israel würde die "Tore der Hölle" im Gazastreifen öffnen, sollten nicht alle Geiseln freigelassen werden. Er wiederholte damit Trumps Worte, der gedroht hatte, dass die "Hölle" losbrechen werde, sollte die Hamas die Geiseln nicht freilassen.

Die Hamas hatte am Vortag mit Sascha Trupanow, Sagui Dekel-Chen und Jair Horn drei weitere israelische Geiseln freigelassen. Die Freilassung der Männer im Alter von 29, 36 und 46 Jahren, die am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz entführt worden waren, wurde von der Hamas erneut inszeniert: An einer mit palästinensischen Flaggen und einem großen Propaganda-Plakat versehenen Bühne in Chan Junis hatten sich am Samstagmorgen dutzende bewaffnete und vermummte Kämpfer postiert, darunter auch Mitglieder der mit der Hamas verbündeten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad.

Trupanow, Dekel-Chen und Horn wurden auf die Bühne geführt, wo sie eine Erklärung in ein Mikrofon sprechen mussten. In den Händen hielten alle drei Männer Tüten mit "Souvenirs" und ihre Freilassungs-"Urkunden" nach fast 500 Tagen Geiselhaft.

Nacheinander wurden die Männer dann zu Fahrzeugen des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gebracht. Noch im Gazastreifen wurden sie an die israelische Armee übergeben und über die Grenze nach Israel zurückgebracht. Damit werden von den insgesamt 251 von der Hamas am 7. Oktober 2023 verschleppten Menschen nun noch 70 im Gazastreifen festgehalten. 35 von ihnen sind nach israelischen Angaben bereits tot.

Die Freilassung der drei Männer hatte tagelang auf der Kippe gestanden: Die Hamas hatte am Montag damit gedroht, die Geisel-Übergaben abzubrechen und auf angebliche Verstöße Israels gegen die geltende Waffenruhe verwiesen. Israel drohte daraufhin damit, den Krieg im Gazastreifen wieder aufzunehmen, sofern am Wochenende nicht drei weitere lebende Geiseln freikommen. Am Freitag lenkte die Hamas dann ein.

Im Gegenzug ließ Israel am Samstag 369 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei. Mehr als ein Dutzend Busse brachten die Palästinenser nach Ramallah im besetzten Westjordanland und nach Chan Junis im Gazastreifen.

Rubio brandmarkte bei seinem Besuch in Israel derweil die Islamische Republik Iran, die die Hamas und andere gegen Israel kämpfende Gruppen in der Region unterstützt, als die "größte Quelle der Instabilität" im Nahen Osten. Das Land dürfe daher niemals eine Atommacht werden.

Netanjahu sagte, die USA und Israel müssten mit einer "gemeinsame Front" gegen die Bedrohung durch den Iran kämpfen, der außer der Hamas auch die Hisbollah-Miliz im Libanon und die Huhti-Rebellen im Jemen unterstützt.

Die Hamas und mit ihr verbündete Gruppen hatten mit ihrem brutalen Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst. Am 19. Januar trat eine Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel in Kraft, in deren erster Phase 33 israelische Geiseln freigelassen werden und im Gegenzug hunderte Palästinenser aus israelischer Haft freikommen sollen.

Ungeachtet der Waffenruhe flog Israel am Sonntag einen Luftangriff auf den Gazastreifen. Dieser habe "mehrere bewaffnete Personen" zum Ziel gehabt, teilte die israelische Armee mit. Die Hamas erklärte, bei dem Angriff seien zwei Polizisten getötet worden. Sie bezeichnete den Vorfall als "schwerwiegenden Verstoß" gegen die Waffenruhe.

(L.Barsayjeva--DTZ)

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