IS-Miliz bekräftigt Bekenntnis zu Anschlägen in Sri Lanka
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat die Anschläge in Sri Lanka mit mehr als 320 Toten mit Nachdruck für sich beansprucht. Der IS veröffentlichte am Dienstag die Namen sowie ein Foto und ein Video der angeblichen Täter. Die Regierung schreibt die Anschlagsserie dagegen einer einheimischen Gruppierung zu. Mehrere Verdächtige sind offenbar noch auf der Flucht und könnten weitere Anschläge verüben.
"Diejenigen, die den Angriff ausgeführt haben, der vorgestern Mitglieder der US-geführten (Anti-IS-)Koalition und Christen in Sri Lanka zum Ziel hatte, sind Kämpfer des Islamischen Staates", hieß es in einer Mitteilung, die das IS-Propaganda-Sprachrohr Amaq veröffentlichte. Belege oder nähere Angaben zu den Tätern gab es zunächst nicht.
Erst in einer zweiten Mitteilung wurden die Pseudonyme von sieben Männern veröffentlicht, die laut dem IS hinter den Anschlägen mit mehr als 320 Toten stecken sollen. Ihre wirklichen Namen wurden nicht genannt. Ein Foto zeigt acht teils bewaffnete Menschen, die bis auf einen alle maskiert sind. Warum das Bild acht Personen zeigt, im aber nur von sieben die Rede ist, blieb unklar.
Später veröffentlichte Amaq noch ein Video, auf dem die acht Männer dem IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi auf Arabisch die Treue schwören. Im Hintergrund ist eine schwarze IS-Flagge zu sehen.
Der IS reklamierte die Tat für sich, nachdem Sri Lankas Regierung sie zuvor der bislang weitgehend unbekannten, einheimischen Islamistengruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ) zugeschrieben hatte. Ein Regierungssprecher hatte allerdings bereits am Montag erklärt, die Behörden prüften, ob die Gruppe "internationale Unterstützung" gehabt habe. "Wir glauben nicht, dass eine kleine Organisation in diesem Land all das alleine machen kann", sagte er.
Sri Lankas Polizeichef hatte schon am 11. April vor Plänen der NTJ gewarnt, Anschläge auf Kirchen zu verüben. Premierminister Ranil Wickremesinghe bestätigte, dass der Polizei die Anschlagspläne bekannt gewesen seien, sie habe jedoch nicht gehandelt. Es werde nun untersucht, warum die Polizei seiner Behörde die Informationen nicht übermittelte, sagte er am Dienstag vor Journalisten.
Präsident Maithripala Sirisena, der zugleich Verteidigungsminister ist, kündigte am Dienstag eine völlige Umstrukturierung der Sicherheitskräfte und der Polizei an. Er hoffe, dass "wesentliche Veränderungen an der Spitze der Sicherheitskräfte innerhalb der nächsten 24 Stunden" möglich seien.
Nach Angaben der Regierung in Sri Lanka deuten erste Ermittlungsergebnisse auch auf eine "Vergeltung" für die tödlichen Anschläge von Mitte März auf Muslime im neuseeländischen Christchurch hin. Die Regierung von Neuseeland bestätigte das am Dienstag nicht. "Neuseeland hat noch keine Geheimdienstberichte gesehen, auf denen diese Einschätzung beruhen könnte", sagte ein Sprecher von Regierungschefin Jacinda Ardern.
Bisher hat die Polizei rund 40 Verdächtige festgenommen, nach Angaben von Premierminister Wickremesinghe sind weitere auf der Flucht. Einige von ihnen seien bewaffnet, weitere Anschläge daher möglich, warnte Wickremesinghe. Wie AFP aus Ermittlerkreisen erfuhr, sollte ein viertes Hotel ebenfalls Ziel eines Anschlags werden. Die Bombe explodierte jedoch nicht. Als Polizisten den mutmaßlichen Angreifer stellten, sprengte er sich in die Luft und tötete zwei Passanten.
Nach jüngsten Angaben wurden bei den Anschlägen 321 Menschen getötet, darunter mindestens 45 Kinder. Mehr als 500 Menschen wurden verletzt. Der Dienstag begann in Sri Lanka mit drei Schweigeminuten zu Ehren der Toten. Anschließend wurden die ersten Opfer bestattet.
(P.Tomczyk--DTZ)