Wikileaks-Gründer Assange in ecuadorianischer Botschaft in London festgenommen
Die britische Polizei hat Wikileaks-Gründer Julian Assange am Donnerstag in der Botschaft Ecuadors in London festgenommen. Wie Scotland Yard mitteilte, wurde der 47-Jährige festgesetzt und in ein Londoner Kommissariat gebracht. Zuvor habe ihm Ecuador das Asyl entzogen. Der Australier Assange war 2012 in die ecuadorianische Botschaft geflohen, um einer Auslieferung an Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen und einer Überstellung an die USA zu entgehen, wo ihm ein Prozess wegen der Wikileaks-Enthüllungen droht.
Assange wurde den Angaben zufolge auf der Grundlage eines im Juni 2012 durch ein Londoner Gericht ausgestellten Anordnung festgesetzt. Die Anordnung zur Festnahme war demnach erlassen worden, nachdem Assange zuvor nicht vor Gericht erschienen war. Der 47-Jährige sei nun vorläufig festgenommen worden und werde "so schnell wie möglich" vor Gericht gestellt.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks kritisierte den Entzug des diplomatischen Asyls für Assange als "illegal" und als Verletzung internationalen Rechts. In einer unmittelbar nach der Verhaftung des 47-Jährigen bei Twitter veröffentlichten Erklärung hieß es, der ecuadorianische Botschafter habe die britische Polizei "eingeladen", Assange zu verhaften.
Moskau griff Großbritannien mit scharfen Worten wegen der Festnahme an. "Die Hand der ’Demokratie’ erwürgt die Freiheit", schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, im Onlinedienst Facebook.
Die Beziehung zwischen Assange und seinem Asylgeber hatte sich in den vergangenen Monaten verschlechtert. Die Enthüllungsplattform warnte vergangene Woche vor einer drohenden Ausweisung ihres Gründers aus der ecuadorianischen Botschaft.
Grund war demnach die Veröffentlichung von Fotos, Videos und Privatgesprächen des ecuadorianischen Präsidenten Lenin Moreno. Im Oktober hatte Ecuador begonnen, Assanges Besuche und Kommunikationsmittel einzuschränken.
Die Stockholmer Staatsanwaltschaft hatte den Fall 2017 zu den Akten gelegt. Doch die britische Anordnung zur Festnahme blieb weiter bestehen. Assange befürchtete, dass Großbritannien ihn an die USA ausliefern könnte.
Die Plattform Wikileaks hatte 2010 für eine Sensation gesorgt, indem sie hunderttausende geheime Dokumente aus der Kommunikation von US-Botschaften veröffentlichte. Assange rechnet deswegen damit, dass ihm in den USA ein Prozess wegen Geheimnisverrats und womöglich sogar die Todesstrafe drohen könnte.
(U.Beriyev--DTZ)