Deutsche Tageszeitung - Papst betont in Marokko Gemeinsamkeiten der Religionen

Papst betont in Marokko Gemeinsamkeiten der Religionen


Papst betont in Marokko Gemeinsamkeiten der Religionen
Papst betont in Marokko Gemeinsamkeiten der Religionen / Foto: ©

Papst Franziskus hat seinen zweitägigen Besuch in Marokko ganz ins Zeichen der Verständigung zwischen den Religionen gestellt. So rief er Christen und Muslime zum gemeinsamen Kampf gegen Fundamentalismus auf und riet von christlichen Bekehrungsversuchen ab. Gemeinsam mit seinem Gastgeber, König Mohammed VI., unterstrich er zudem die Bedeutung der Stadt Jerusalem für Christen, Juden und Muslime.

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Nach seiner Ankunft am Samstag hatte Franziskus Christen und Muslime aufgefordert, sich gegen Fanatismus und Fundamentalismus zu engagieren. Gemeinsam sollten sie solchen Tendenzen "die Solidarität aller Gläubigen" entgegensetzen.

Marokko versteht sich als Repräsentant eines gemäßigten Islams. Offiziell dürfen Juden und Christen in Marokko ihren Glauben frei ausüben. Allerdings ist der Islam die Staatsreligion.

Vor rund 400 jubelnden und applaudierenden Zuhörern in der Kathedrale von Rabat rief der Papst am Sonntag dazu auf, nicht offensiv unter Muslimen für das Christentum zu werben. "Ich bitte euch, kein Proselytismus", sagte Franziskus abweichend von seinem Redemanuskript.

Vor dem Gebäude hatten sich zahlreiche weitere Anhänger versammelt. Ein Nigerianer sagte, der Papstbesuch zeige, dass "Zusammenleben in Marokko möglich ist". Der 36-jährige Antoine, der für eine Menschenrechtsorganisation arbeitet, sagte hingegen, es gebe noch einiges zu verbessern, etwa bei der Lage der Christen in Marokko.

Die Zahl der Katholiken im Land liegt zwischen 30.000 und 35.000 - das ist etwa ein Promille der Gesamtbevölkerung. Seit 2017 gibt es eine kleine Zahl von Konvertiten, die es wagen, öffentlich ein Leben ohne Verfolgung und Diskriminierung zu fordern. Schätzungen zufolge ist die seit vielen Generationen bestehende jüdische Gemeinde Marokkos seit der Unabhängigkeit des Landes von 300.000 auf nur noch 3000 Mitglieder geschrumpft.

Jeder Marokkaner gilt bei seiner Geburt automatisch als Muslim, sofern er nicht in die jüdische Gemeinschaft hineingeboren wird. Wer "den Glauben eines Moslems erschüttert oder ihn von einer anderen Religion überzeugt", muss in Marokko mit bis zu drei Jahren Gefängnis rechnen. König Mohammed VI. hatte am Samstag zugesichert, alle marokkanischen Juden und Christen aus anderen Ländern, die in seinem Land leben, zu schützen. Die aus Marokko stammenden Christen erwähnte er nicht.

Nicht nur beim Widerstand gegen Fundamentalisten rief der Papst zum Zusammenhalt über Religionsgrenzen hinweg auf. Ein wichtiges Ergebnis seiner Marokko-Reise war auch die gemeinsam mit König Mohammed VI. veröffentlichte Erklärung zum Status von Jerusalem. Darin bezeichneten beide die Stadt als "Erbe der gesamten Menschheit". Jerusalems "multireligiöser Charakter, geistliche Dimension und spezielle kulturelle Identität" müssten geschützt und gefördert werden.

US-Präsident Donald Trump hat Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt und damit bei vielen Muslimen Empörung ausgelöst. Die Palästinenser hoffen auf einen eigenen Staat, dessen Hauptstadt Ost-Jerusalem sein soll.

(P.Tomczyk--DTZ)

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