Deutsche Tageszeitung - Überlastete Kommunen: Gemeindebund fordert von Bund "grundlegenden Kurswechsel"

Überlastete Kommunen: Gemeindebund fordert von Bund "grundlegenden Kurswechsel"


Überlastete Kommunen: Gemeindebund fordert von Bund "grundlegenden Kurswechsel"
Überlastete Kommunen: Gemeindebund fordert von Bund "grundlegenden Kurswechsel" / Foto: © AFP/Archiv

Angesichts steigender finanzieller Belastungen der Kommunen hat der Präsident des Städte- und Gemeindebunds, Uwe Brandl, einen "grundlegenden Kurswechsel" von der Bundespolitik gefordert. "Das Finanzierungsdefizit der kommunalen Ebene beträgt rund 17 Milliarden Euro", sagte der CSU-Politiker am Freitag in Berlin. Viele Kommunen seien "nicht mehr in der Lage, ausgewogene Haushalte jetzt und in Zukunft darzustellen".

Textgröße ändern:

"Unsere klare Erwartung an die Bundespolitik ab dem Jahr 2025 ist, dass sie den Städten und Gemeinden ihre Handlungsmöglichkeiten zurückgibt und sie finanziell so stellt, dass die Aufgaben, die uns überantwortet sind, auch erfüllt werden können", betonte Brandl. Aufgaben, welche die Kommunen für Bund oder Land erbrächten, müssten von diesen Ebenen komplett finanziert werden, fügte er hinzu.

Der Grund für die stark ausgeprägte Handlungsunfähigkeit der Kommunen sei insbesondere "die dramatische Steigerungskurve im Bereich der Sozialausgaben", sagte Brandl. Im Jahr 2025 müssten die Kommunen erstmals mehr als 80 Milliarden Euro für Soziales ausgeben. Es sei klar, "dass das Geld natürlich für Investitionen vor Ort fehlt". Staatliche Leistungsversprechen müssten insgesamt "auf den Prüfstand" gestellt werden, forderte Brandl.

Er verwies dabei unter anderem auf hohe kommunale Ausgaben für die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung sowie Ausgaben für Sozialhilfe und für Kinder- und Jugendhilfe. Nicht alles, was wünschenswert erscheine, sei auch finanzierbar, betonte Brandl. "Wir würden uns auch erwarten, die Leistungen für Flüchtlinge und Asylbewerber neu und gesondert zu regeln" und "an europäischen Standards zu orientieren", ergänzte er.

Hauptgeschäftsführer André Berghegger bezeichnete die Finanzlage der Kommunen als weiterhin "prekär". Derzeit sei auch "keine Besserung in Sicht", sagte der CDU-Politiker. "Es bleiben vor Ort kaum noch finanzielle Kapazitäten, in die Infrastruktur zu investieren, zu sanieren, zu modernisieren". Dies führe zu einem enormen "Investitionsstau". Berghegger forderte "mehr Spielräume" und "mehr Entlastung von übertragenen Aufgaben" vom Bund.

(M.Travkina--DTZ)

Empfohlen

Bundeswahlleiterin: Wahlberechtigte müssen verkürzten Briefwahlzeitraum beachten

Bundeswahlleiterin Ruth Brand hat die Wählerinnen und Wähler gebeten, bei der Stimmabgabe zur Bundestagswahl diesmal den verkürzten Briefwahlzeitraum zu beachten. Wahlberechtigte müssten ihre Briefwahlunterlagen "schneller bei ihrer Gemeinde beantragen, ausfüllen und zurücksenden, als dies bei einer Bundestagswahl zum regulären Ende einer Legislaturperiode der Fall ist", erklärte sie am Donnerstag. Die meisten Wahlämter bereiten sich demnach auf einen Beginn der Briefwahl zwischen dem 6. und 10. Februar vor.

Interesse an Einsicht in Stasi-Akte hält an - mehr als 28.000 Anträge im Jahr 2024

Das Interesse von Bürgerinnen und Bürgern an Einsicht in ihre Stasi-Akten hält unverändert an. Im vergangenen Jahr seien 28.571 derartige Anträge von Bürgerinnen und Bürgern gestellt worden, teilte das zuständige Bundesarchiv am Donnerstag in Berlin mit. Hinzu kämen tausende Anfragen aus Forschung, Medien und Institutionen. 2023 hatte es 30.696 Anträge von Bürgerinnen und Bürgern gegeben, im Jahr zuvor 29.064.

Netzagenturchef rät im Umgang mit X zu Gelassenheit und betont Meinungsfreiheit

Der Chef der Bundesnetzagentur hat im Umgang mit Plattformen wie X und Meta zur Gelassenheit geraten und das hohe Gut der Meinungsfreiheit betont. "Nicht alles, worüber man sich aufregt, ist gleichzeitig illegal", sagte Klaus Müller am Donnerstagmorgen im Deutschlandfunk. "In Wahlkämpfen muss man auch Dinge aushalten, die man persönlich als unangemessen, unanständig oder nicht akzeptabel empfindet." Meinungsfreiheit bedeute immer auch "die Freiheit derjenigen, deren Meinung man nicht teilt".

Führende Ökonomen kritisieren Merz-Äußerungen zur Staatsbürgerschaft

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hat nach seiner Ankündigung, die Regeln zur Einbürgerung in Deutschland zu verschärfen, Kritik aus der Wirtschaft auf sich gezogen. "Es ist überhaupt nicht zu erkennen, wie der Vorschlag von Merz Probleme im Land lösen kann, wohl aber, dass er Probleme schafft", sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, dem Düsseldorfer "Handelsblatt". Eingebürgerte treibe nun die Sorge um, Staatsbürger zweiter Klasse zu werden.

Textgröße ändern: