Videoclip mit offensichtlichem KZ-Bezug von Rammstein löst Irritationen aus
Eine kurze Videosequenz der international bekannten deutschen Rockband Rammstein mit offensichtlichem Bezug zu KZ-Verbrechen hat am Donnerstag Irritationen ausgelöst. Eine etwaige Instrumentalisierung zu Werbezwecken wäre "äußerst verwerflich", erklärte Karl Freller, Direktor der Stiftung bayerischer Gedenkstätten, in München. Noch sei der Hintergrund aber unklar. Die sehr erfolgreichen Musiker hätten das Thema "sicherlich bewusst gewählt".
Auf ihrer Facebook-Seite hatte Rammstein am Dienstag einen etwa 30 Sekunden langen Clip veröffentlicht, in dem vier Bandmitglieder in der gestreiften Kleidung von KZ-Insassen mit Stricken um den Hals an einem Galgen stehen. Einer trägt einen gelben Stern, ein anderer ein rosa Dreieck. Mit gelben Sternen markierten die Nazis Juden, sogenannte rosa Winkel wiesen in Konzentrationslagern auf Homosexuelle hin.
Nähere Informationen zum Kontext des düsteren Videos gab es zunächst nicht. Auf ihrer eigenen Internetseite wies die Band unter dem in Frakturschrift gehaltenen Schriftzug "Deutschland" auf eine für Donnerstagabend geplante Videopremiere hin, in ihrem Kanal auf der Videoplattform Youtube war zusätzlich von einer neuen Single oder einem Album die Rede. Der Clip auf ihrer Facebookseite wurde laut Anzeige 1,6 Millionen Mal geteilt und fast 22.000 Mal kommentiert.
Die 1994 in Berlin gegründete Band Rammstein ist für aufwändige Konzertinszenierungen sowie provokante Musikvideos und Liedtexte bekannt. Diese wurden schon öfter kontrovers diskutiert. Die Gruppe gehört zu den weltweit erfolgreichsten deutschen Bands überhaupt.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisierte das Video. "Die Instrumentalisierung und Verharmlosung des Holocaust, die sich in den Bildern zeigen, sind unverantwortlich", sagte er der "Bild"-Zeitung" vom Donnerstag. Mit dem Video habe die Band "eine Grenze überschritten".
Der Antisemitismusbeauftragte der Regierung, Felix Klein, äußerte sich dort ähnlich. Die Inszenierung todgeweihter KZ-Häftlinge stelle für ihn die "Überschreitung einer roten Linie dar".
Gedenkstättendirektor Freller erklärte, er hoffe darauf, dass die Band "etwas Sinnvolles zur Aufarbeitung der geschichtlichen Verantwortung beitragen will". Daher lade er "Rammstein" auch in das KZ Dachau bei München ein. Dort wolle er mit den Musikern gern darüber beraten, wie "ein konstruktiver Beitrag solch einflussreicher Künstler" bei der Information über die Nazigräuel aussehen könnte.
(A.Nikiforov--DTZ)