Berliner Polizei übt für Anschlag
Üben für den Ernstfall: Die Berliner Polizei hat am Sonntag in einem Einkaufszentrum einen Anschlag simuliert. Allein von der Polizei hätten rund 550 Einsatzkräfte an der Übung im Stadtteil Steglitz teilgenommen, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Auch zahlreiche Feuerwehrkräfte waren vor Ort. Damit handele es sich um die "größte und komplexeste Übung, die die Polizei je durchgeführt hat".
Um elf Uhr am Vormittag ging ein Notruf bei der Polizei ein, wonach ein Transporter vor dem Einkaufszentrum "Boulevard" in eine Menschengruppe gerast sei. Wenige Minuten später kamen mehrere Fahrzeuge von Polizei und Feuerwehr an. Dort erst erfuhren sie, dass es sich um eine Übung handelte. Ihre Waffen mussten die Polizisten abgeben und erhielten Übungswaffen.
Etwa 60 Darsteller spielten Verletzte, Zeugen, Geiseln und Täter, wie Polizeisprecher Thilo Cablitz erläuterte. Als die Polizisten die "Verletzten" vor Ort in Sicherheit bringen wollten, kam ein Darsteller, der einen Täter verkörperte, aus dem Einkaufszentrum. Er eröffnete das Feuer. Daraufhin spielten sich im Einkaufszentrum Schusswechsel sowie eine Geiselnahme ab.
Slowik versicherte, es gebe keinen aktuellen Grund für die Übung oder gar "konkrete Anhaltspunkte für einen terroristischen Anschlag in Berlin". Der Anschlag am Berliner Breitscheidplatz im Dezember 2016 sei aber durchaus Anlass gewesen, "unsere Konzepte zu überarbeiten", sagte die Polizeipräsidentin. Die letzte derartige Übung hatte im Juni 2015 stattgefunden.
Aus dem Einkaufszentrum waren über mehrere Stunden hinweg Hilfeschreie zu hören. Einige "Verletzte" mussten nach eigenen Angaben stundenlang ausharren. "Ich hab mich hinter einer Säule versteckt und versucht, auf mich aufmerksam zu machen", erzählte Laien-Darstellerin Patricia.
Im Laufe der Übung gab es mehrere "Tote", die von Puppen verkörpert wurden sowie zahlreiche "Verletzte". Immer wieder im Laufe der kommenden Stunden brachten Einsatzkräfte Menschen auf Tragen oder Sackkarren aus dem Einkaufszentrum.
Polizeisprecher Cablitz sagte, ein etwa 50-köpfiges Team habe die Übung über ein Jahr hinweg vorbereitet - unter höchster Geheimhaltung. Schließlich sollten die Einsatzkräfte so reagieren, wie es auch bei einem Anschlag der Fall wäre.
Ziel der Übung war es demnach festzustellen, wie gut die verschiedenen Einheiten miteinander arbeiten. Beteiligt waren auch Beamte eines Spezialeinsatzkommandos und Feuerwehrkräfte. Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) waren Teil der Übung, da ein nahe gelegener U-Bahnhof betroffen und teilweise gesperrt war.
Der Bereich in der Schloßstraße war bis Ende der Übung am frühen Nachmittag weiträumig gesperrt. Ein Fazit soll es nach der Auswertung geben.
(W.Novokshonov--DTZ)